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Der Rabe und das Glück


16. August 2022


T: Liebste Fortuna, werter Suxess und auch all meine vielen, stillen Zuhörer: Es kann losgehen für heute, ich bin da und höre zu.

[Vor meinem geistigen Auge landet ein Rabe und macht krächzend weiter auf sich aufmerksam. Ich strecke einen Arm aus und er setzt sich auf meine Handkante.]

T: Willkommen.

[Die Musik wechselt abrupt von Metal zu Einaudis »Walk«.]

T: Gefällt dir die Klaviermusik? Wo hast du Fortuna gelassen?

[Er setzt sich auf meine Schulter und lässt mich losgehen. Schon nach wenigen Metern auf unserem Weg steht die Statue einer kleinen, lockigen Göttin. Sie ist aus hellgrauem Stein. So zeigen mir die Wesenheiten, dass ihre Energie in DIESER Form aufgebraucht ist und DIESE Form "gestorben" ist.]


T: Oh nein. Sie ...

Rabe: Sie schläft. Sie hat es nicht geschafft. Sie wollte den ganzen Monat mit einer Form durchhalten, aber ganz hat es eben doch nicht gereicht. Sorge dich nicht, du weißt, wie es läuft.

T: Werde ich sie morgen noch einmal sprechen? Bilde ich mir das alles mal wieder nur ein? [Ich rufe sie. Laut.]

Aus dem Off: Liebes, sorge dich doch nicht. Gib mir die Zeit. Ich habe mich verschätzt, so ist das eben. Du hast genug mit Suxess zu besprechen, euch wird sicher nicht langweilig. Wenn du es möchtest, sprechen wir uns morgen zu unserem letzten offiziellen Termin. Und wie du weißt, auch darüber hinaus, wann immer du an meine sprichwörtliche Tür klopfst.

T: Ich danke dir. [Ich drehe den Kopf wieder zu dem Raben auf meiner Schulter.] Okay, Schock verdaut. Entschuldige bitte. Was möchtest du machen?

Rabe: Geh einfach ein Stück mit mir. Geh diesen Weg ohne Ziel entlang und gewöhne dich an meine Stimme. Das Gefühl auf deiner Schulter.

T: Gern.

[Ich gehe los. Der Weg heute ist verschlungen. Hübsch. Parkähnlich. Aber nichts Besonderes. Das ist ja auch gar nicht nötig.]

Suxess: Ich habe dir heute jemanden in den Weg gesteuert, und ich kann sagen, diese Lektion hast du sofort verstanden. Ebenso wie deine Freundin.


T: Es war komisch. Und doch so klar! Ich fuhr heute nach Frankfurt, in ein Eck, in dem ich nicht oft bin. Es ist ein riesiges, wuseliges, langgezogenes Industriegebiet. Schlecht zugänglich, unmöglich zu navigieren, wenn man ohne Auto da ist. Naturbefreit. Aber ich wollte mich mit V. treffen und einige Dinge besprechen, also waren wir dort im Burgerschuppen. Kurz vor der Einfahrt sah ich plötzlich ein Schild von einem buddhistischen Treffpunkt. Meditationszentrum etc. »Pagoda Phat Hue« heißt es. Und ich dachte noch: Wie cool, müsste man sich ja mal informieren! Aber wie das mit solchen Gedanken so ist, wäre es sicher im Nichts verschwunden, wenn direkt vor uns nicht eine Frau mit geschorenen Haaren angestanden hätte! Sie war zwar keine Nonne von dort, aber eine Teilnehmerin/Patientin. Spontan setzten wir 3 uns an den gleichen Tisch. Ihr Name ist – ohne Witz – Maria Magdalena, und sie wohnt in – ich schwöre, es ist so – Rodgau. Meinem Wohnort. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge.

S: Selbstredend hört dein Auftrag nicht dort auf, mit dieser Frau gesprochen zu haben.

T: Ich werde sehr gern mehr zu diesem Zentrum recherchieren. Wer weiß, vielleicht kann ich dort eine Fortbildung machen? Gleichgesinnte finden? Oder selbst sogar mal etwas anbieten? Mehr als nein sagen können sie ja nicht!

S: So ist es. Der Zufall mag zwar ein Maulwurf sein, aber der Erfolg ist ein Rabe. Beides macht Sinn: Die meisten Menschen haben rein gar nichts für Maulwürfe übrig, und sie fürchten sich vor Raben. Ebenso haben sie fast nichts für hübsche kleine Zufälle übrig, und sie fürchten sich in ihrem Inneren zu oft vor Erfolg.

T: [knirscht] So wie ich.

S: Nun, dafür bin ich ja nun da.

T: Bitte entschuldige, aber wie stehst du zu Anubis? Es ist ja nicht so, als ob ich dir sofort den Monat anbieten kann, der ab morgen nach Fortunas Gespräch anbricht.

S: Wir erörterten schon, dass der Kreis deiner gleichzeitigen Teilnehmer wächst. Als Tier, das fast wie kein anderes für das Jenseits steht, bin ich selbstredend mit dem Herren der Gegenwart vertraut – und mit seiner »Mutter« Hel natürlich auch. Hel und ich bilden eine perfekte Partnerschaft, während Anubis etwas mehr übrig hat für Katzen und Hunde. Er arbeitet viel durch diese Tiere, denn sie werden als enorm trostspendend von euch wahrgenommen. Ebenso wie Katzen wechsele ich mühelos die Welten und kann im 3D-Bereich besonders gute Zeichen setzen.


T: Also echte Raben auf den Weg flattern lassen.

S: Zum Beispiel. Vögel, Katzen und Hunde sind allesamt legendär, wenn es darum geht, euch an einen wichtigen Ort zu führen. Einen neuen oder versteckten Ort.

T: Was ist mit dem Bullen, der z.B. an unserer modernen Börse für Erfolg steht?

S: Jemand, der den Bären als Symbol für Nicht-Erfolg bzw. fehlende Kraft verwendet, versteht nicht besonders viel von Symbolik, findest du nicht?

T: [lacht.]

S: Damit wäre das dann auch geklärt.

T: Wenn man es also genau nimmt, könnte man den Erfolg als Ort darstellen ... und du kannst uns dort hinführen.

S: So ist es. Oder ich kann dich bis in alle Ewigkeit auf diesem gepflegten, aber langweiligen Kiesweg langgehen lassen. Selbstredend mit deinem Seelen-Einverständnis, sonst nicht.

T: Wie sollte man sich seinen Ort namens »Erfolg« einrichten, wenn man endlich begriffen hat, dass er einem guttun würde? Ich meine, ich kenne das innere Haus mit seinen Zimmern, ich kenne die Zauberwiese als geschützten Ort, ich kenne das goldene Portal als Weg in den eher himmlischen Teil des Jenseits ... wo sollte ich mir mein »Nest des Erfolgs« machen?


[Er ist etwas zurückhaltend und sagt nichts mehr, weil mein Timer geklingelt hat.]

T: Es ist in Ordnung, wir können ruhig überziehen. Ich möchte das zu Ende besprechen.

S: Die meisten Menschen denken Erfolg bereits falsch. Erstens würden sie nie auf die Idee kommen, ihn in sich zu suchen, sondern sie suchen ihn im Außen. Das funktioniert schon mal sehr schlecht bis gar nicht. Dann glauben sie, Erfolg ist ein Ziel – so wie es ein Ziel sein könnte, ein besonders teures Möbelstück endlich zu erwerben. Aber so funktioniert es auch nicht. Erfolg ist nicht dein Ziel, Erfolg ist der neue Zustand, in dem du dich befindest, wenn deine Träume wahr geworden sind. Wenn du tust, was du liebst, und wenn du verdienst, was deinen ganz persönlichen Lebensstil ermöglicht.

Wer Erfolg als (Ziel-)Linie ansieht, ist immer wieder verwirrt, dass sie sich wie von Zauberhand weiter nach hinten schiebt. Von einer Million im Jahr zu fünf Millionen im Jahr. Von einer Yacht zu zweien und von einem Ferienhaus in der Karibik zu dreien. Als ZUSTAND jedoch kannst du den Erfolg in jedem einzelnen Moment genießen – sogar, wenn er sich tatsächlich mal etwas biestig zeigen sollte und die Zahlen nicht perfekt, sondern nur solide sind.

T: Ich glaube, dann habe ich es endlich besser verstanden. Denn die letzten Tage fühle mich so, als hätte ich das erreicht, was ich so lange wollte. Ich habe bei meinen letzten Meditationssessions sogar mehrfach zwischendurch gedacht »Ich habe den besten Job der Welt!!!!« So sollte es doch sein, nicht wahr? Obwohl ich meinen Brotjob noch lange nicht kündigen werde. Obwohl gerade erst die ersten, dringend benötigten Euros zusätzlich in die Kasse kommen. Obwohl die Buchverkäufe ... na ja, weißt du ja. Dennoch fühle ich es. Und was soll ich sagen, es fühlt sich FANTASTISCH an.


S: Also sorge für einen Ort, der all dies verkörpert. Vielleicht ist das ein perfekt eingerichtetes Büro, in dem du besonders gut räuchern kannst und in dem viele bequeme Möbel für deine Hilfe suchenden Gäste stehen. Vielleicht liegt dort ein gut gefülltes Auftragsbuch und die Sonne scheint sanft durch Vorhänge, die von Profis ausgesucht und gepflegt wurden.

T: Solch ein Ort klingt wunderbar. Ich sollte ihn meiner Zauberwiese hinzufügen!

S: Tu das. [Er flattert von meiner Schulter auf den Weg, und der wird undeutlich. Er beginnt, sich aufzulösen.] Wir sehen uns morgen, wenn es zu einer Session kommt, und Fortuna wird es sich sicherlich nicht nehmen lassen, sich richtig von dir zu verabschieden. Es ist ohnehin keinesfalls für immer.

T: Das würde mich beides sehr, sehr freuen. Ich danke dir. Deine Ausführungen waren fantastisch. Ich freue mich sehr auf morgen.

S: Gut, dann bis morgen! [Flattert davon.]

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