10.08.2020
[Ruhstorf a.d.Rott]
T: [sitzt irgendwie auf dem Bett im bayerischen Gästehaus, hat jetzt schon Rückenschmerzen.]
H: Setz dich gerade hin, wenn du mich triffst, Schätzchen.
T: Ich bin endlos verschwitzt, müde, und ich fühle mich hintergangen. Dennoch hast du natürlich recht.
H: Siehst du wie du – wieder! – deinen Ärger verboten bekommen hast? Niemand hat es für nötig gehalten, dir auch ein Zimmer freizuhalten, aber deshalb musst du ja bitte nicht gleich zickig werden! »Zickigkeit steht euch nicht«, sagen Männer. Ich sage: »Ein guter Schuss Zorn steht jeder Frau.«
T: Da sagst du was. Es ärgert mich maßlos, erst eingeladen und dann übergangen zu werden!
H: Und das sollte es ja auch. Doch nun hat sich alles neu gefügt und ihr [meine Zimmergenossin S. und ich] werdet schon das Beste daraus machen.
T: Bevor wir uns ganz in meinem kleinen Alltag verlieren: Was ist die wichtigste Lehre des Tages, liebe Harpyie?
H: Dass Zorn ein gesundes Maß hat und demnach in jedes Leben hineingehört. Es ist, wie diese nette Frau aus dem Buch »Language of Emotions« sagte: Sieh den Zorn kommen, erkenne ihn an und dann leite ihn in deine Aura. Dort kann er signalisieren: »Du hast mein wütendes Feuer entfacht – sei SEHR vorsichtig, was du als Nächstes sagst und tust!«
Wut zeigt dir, dass Grenzen nicht beachtet wurden. Auch dies hat die »Language of Emotions« beigebracht. Vor Jahren schon. Auch von deiner Zimmergenossin kannst du noch viel lernen. Sie hat viel Feuer in ihrer Aura – und bei Gott, habe ich ihr Gründe dafür gegeben. Aber sie hat mich bezwungen. Nutzbar gemacht. Was dir niemand sagt ist, dass du Zorn einreiten kannst wie einen jungen Hengst. Trainieren wie einen Raubvogel. Niemals aber kannst du mich töten, wenn ich schon bei dir bin. Wer zu dir kommt und sagt, er habe keinen Zorn, der lügt. Ganz simple Sache. Den wahren, durchlebten und dadurch gezähmten Zorn siehst du in den Augen deines Gegenübers. Als beinharte Stärke, wenn alles gut gelaufen ist – oder als gefräßiges Feuer, wenn etwas falsch gelaufen ist.
T: Wer schickt mir immer diesen Tinnitus?
H: Das sind Anpassungsschwierigkeiten. Ein weißes Rauschen in deinem »Radio« namens Gehör. Es bedeutet nichts besonders.
T: Es tut mir leid, ich bin heute nicht so richtig bei der Sache. Die äußeren Umstände sind alles andere als ideal ... Lass uns trotzdem das Thema Tinnitus bald weiter bearbeiten bitte.
H: Sicher. Ich setze es mit auf die To-Do-Liste. ;)
T: Du bist die Beste.
[Sia’s »The Greatest« spielt.]
T: Danke für den Song, das habe ich gerade gebraucht.
[Die Harpyie stellt sich hinter mich und breitet ihre Flügel aus. Es fühlt sich an, als würde sie sie mir leihen!]
T: WOW!!!
H: So viel für jetzt. Mehr geht nicht. Gäbe ich sie dir dauerhaft – beziehungsweise würdest du sie mir wegnehmen – so würdest du per Definition zu einem Dämon werden. Wusstest du das?
T: Nein. Ich dachte, Dämonen gibt es nicht?
H: Es gibt keine Dämonen, so wie ihr sie ihr euch meistens vorstellt. Aber Menschen haben früher die Frechheit (und Macht) besessen, sich bei Aspekten wir mir zu bedienen und zum Beispiel meine Flügel an sich zu nehmen. Und in jedem Märchen der Welt erfährst du, wie das ausgeht. Spoiler: NICHT GUT!
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