
28. März 2021
T: Zorya, erkläre mir etwas. Seit Tagen habe ich einen Satz im Kopf. Eine Erkenntnis, die dort feststeckt. Sie lautet: »touched by no man« hat im ursprünglichen Sinne nichts mit Jungfräulichkeit zu tun. Wenn Nymphen, Feen, Elfinnen und hübsche Baumgeister »touched by no man« sind, dann kann man sie schlicht und ergreifend NICHT ANFASSEN, weil sie keine Materie haben. Richtig?
Z: Natürlich ist das richtig. Und sprachlich kommt ja noch dazu, dass »man« überhaupt nicht »Mann« im Sinne von »ausgewachsener Junge« heißt, sondern »Mensch«.
T: Ja, das habe ich auch die letzten Tage immer wieder gelesen. Das bedeutet, dass alles, was mir mit dieser angeblich heiligen Jungfräulichkeit verbindet, absoluter Mumpitz ist.
Z: Richtig. Je nach Jahrhundert, Volk und Kontakt kann dieser Ausdruck auch »jung« bedeuten, aber das ist eher selten (weil auch Kinder angefasst werden von ihren Eltern etc. Das ist einfach Standard. Und sie haben ja auch Materie.) Ansonsten bedeutet es tatsächlich: »Strecktest du die Hand aus, du könntest hindurchfassen«. Wenn die hübsche Waldnymphe »touched by no man« ist – oder die Erscheinung einer weiß gekleideten Frau an einer Quelle – dann ist dir mit Sicherheit keine Jungfrau erschienen, das ist übersetzerischer Blödsinn. Hält sich aber hartnäckig.
T: Allerdings. Und ich kann mir auch denken, warum.
Z: Natürlich ist es leichter, die Frauen einer Gesellschaft unter der Knute zu halten, wenn du ihnen erzählst, sie müssten so lange wie irgend möglich »rein« und »unberührt« bleiben. Das hat so viele Ebenen, da säßen wir morgen noch hier, wenn wir die alle in ihrer Tiefe besprächen. Nur so viel: Diese Regelung wurde nicht nur als Knute gedacht. Es wurde auch gemacht, damit es aufhört, dass elfjährige Mädchen an andere Stämme verkauft wurden für den Frieden. Dieses Schwert hat – wie so viele Milliarden andere – zwei Schneiden. Im Übrigen siehst du sofort, wie unmöglich es ist, dem Anspruch zu genügen, dass du »von keinem Menschen/Manne berührt bist«. Das wird ziemlich komplex als Körperbesitzerin!!
T: Allerdings.
Z: Eine weitere Ebene dieser Sache ist die Tatsache, dass die »Ewige Lehre« (Yin & Yang) automatisch davon erzählt, dass die Frau innerhalb der typischen Familie die Priesterin ist. Das kommt durch den Umkehrschluss, weil der Mann der Krieger ist. In zu vielen Kulturen zusätzlich der offizielle »König«, in jedem Fall aber das offizielle Oberhaupt der Familie. Da bliebt für die Frau nur die gegensätzliche Seite des hauseigenen Priestertums!
Natürlich gab es Wikinger, deren Frauen mit in die Schlacht sind. Natürlich gab es Männer, die als besonders wichtige Gelehrte oder Schreiber nicht mit in den Krieg sind. Wenn wir aber einfach mal in der »Norm-Familie« bleiben, ist es genau so, wie wir dir schon vor einigen Wochen erzählten. Die Frau ist im Hausstand – der ja mächtig groß sein konnte! – die erste Priesterin und dafür zuständig, dass der Laden spirituell läuft. Sie achtet auf die Jahreskreisfeste und die Opfergaben. Und hier kommt das gleiche perfide Spiel zum tragen, denn auch Priesterinnen sollen ja angeblich bessere Arbeit abliefern, wenn ihnen kein Mann dazwischenfunkt. Sie soll nicht den ganzen Tag an Männer denken und all das irdische Zeug.
Und wenn du heiratest und dann tatsächlich einen Haushalt (früher zwangsweise mit Kindern) führst, dann hast du ja auch viel weniger Zeit für uns Götter! So hängen also gesellschaftliche Strukturen, eure bedauernswerte Biologie, mangelnde Verhütung und eure Umkehrschluss-Rolle als »das schwächere Geschlecht« zusammen. Nur die wenigsten leiten sich diese Zusammenhänge allerdings komplett für sich selbst her und überlegen, was das für ihr momentanes Leben bedeutet.
Die Wahrheit ist nämlich die: Der ewige Krieg der Männer hat aufgehört (zeig mir einen Mitteleuropäer mit gutem Job, der sich spontan einem Krieg anschließt?!) – der der Frauen geht derweil munter weiter.
Während Männer eine große Verschiebung von Muckis zu Denkleistung erleben und nun für Abschlussurkunden und Doktortitel Ansehen erhalten, hält sich bei Frauen hartnäckig das Gerücht, sie müssten liebenswürdige, spirituelle, unberührte, in höheren Sphären schwebende und immerzu verzeiende Engelswesen sein. Obwohl ihr euch ebenso viel Wissen aneignet wie die Männer. Es heißt ja nicht ganz umsonst Wissenszeitalter, was ihr da momentan am Laufen habt.
T: Hehe. »Bedauernswerte Biologie«, sehr nett.
Z: Du spürst genau, wie ich es meine.
T: Ja, aber meine Leserinnen nicht. ;)
Z: Es hat euch in große Schwierigkeiten gebracht, dass ihr fruchtbar wie die Karnickel seid, sein wir mal ehrlich. Nur die Hühner schlagen euch noch um Längen, und das ist zu einem guten Teil zuchtbedingt. Die menstruieren jeden Tag, ergo legen ein Ei. In der Natur ist es nicht ganz so heftig, aber egal jetzt. Ihr menstruiert einmal in vier Wochen und seit somit jeden Monat paarungsbereit. Uff! Ich muss dir nicht sagen, dass sich die meisten Tiere diesen Stress nur ein Mal im Jahr geben. Oder sogar noch seltener (z.B. Elefanten, Wale). Eure Männer röhren also nicht ein Mal im Jahr wie von Sinnen im Wald umher wie der Hirsch, sondern jeden Tag!
T: Es wäre schön, die Menschheit mal zu sehen, wenn es nicht ständig nur um Sex geht....
Z: Oh, das wird kommen. Euer Karnickel-Zeitalter ist ein Auslaufmodell.
T: Wann genau wird sich das umstellen?
Z: Wie immer ist das nicht zeitgebunden. Es ist ursachengebunden. Wenn die Ursache »wir schlachten uns nicht mehr gegenseitig ab oder lassen Teile der Welt absichtlich verhungern« auftaucht, dann wird die Folge »unsere Spezies verringert ihre Fruchtbarkeit« eintreten. Das ist eine mathematische Wenn-Dann-Formel, wie alles andere auch. Euer Problem ist, dass ihr immer in einem Kalender denkt und wissen wollt, ob es im Jahr 2100 oder im Jahr 2500 soweit sein wird. Und wir denken in Super-Algorithmen, wo jede Stellschraube das Ergebnis bedingt und die Antwort auf eure Frage nur eine kleinere oder größere Schraube in dieser Maschine ist, die in ihrer Gesamtheit auf etwas völlig anderes hinarbeitet. Deswegen gibt es keine vollendete Wahrsagekunst, und es wird sie nie geben.
T: Wie passt das damit zusammen, dass in Wirklichkeit alles simultan geschieht, weil Zeit eine Illusion ist?
Z: Na, möchte da wieder jemand etwas von Pfannkuchen hören?
T: Au Mann. Frühestens morgen, bitte!
Z: Dann hier die Kurzantwort: Nicht in deiner Dimension. In deiner Dimension geschieht tatsächlich gerade nur das Stückchen Zeit, das du erlebst. Es geschieht nur deshalb alles gleichzeitig, weil in jeder Dimension gerade etwas anderes los ist. Das heißt dennoch nicht, dass ich für deine Dimension eine Zukunftsaussage treffen kann. Ich kann dir nur sagen, was der Butterfly-Effekt mit deinen Nachbardimensionen angestellt hat, aber die Aussagekraft für deinen Pfannkuchen ist dürftig. ;)
T: Also dann lass und bitte morgen weiter darüber sprechen, in Ordnung? Außerdem haben wir vergessen, die körperlichen Aspekte von Sex zu klären, das schieben wir morgen bitte auch ein. Es gibt da nämlich Leute, die Frauen einreden wollen, dass sich ihr Körper und ihre DNA verändern durch die Menschen, die sie in ihr Bett lassen. Das hätte ich gerne aus der Welt geschafft.
Z: Machen wir. Ganz falsch ist die Aussage jedoch nicht. Wie üblich nur schwer verbogen, verrenkt und aus dem Kontext gerissen. ;)
T: Das beruhigt mich tatsächlich. Bis morgen!
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