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Welt und Wissen der Männer

The Spirit Scribe

02.10.2020


K: Wissen ist der kleine, aber alles entscheidende Unterschied dazwischen, jemandem die Nackenwirbel einzurenken und ihn umzubringen.

T: Ich liebe dieses Beispiel!

K: Einige Leute sagen: »Lasst uns all diese neuen Dinge des Geistes vergessen und wieder wie Kinder sein!« Und während das ein sehr schöner Seinszustand ist, ist ein Kind WEIT davon entfernt, nichts zu wissen. Im Übrigen sollte niemand, der all seine Sinne beisammen hat, der Menschheit wünschen, dass sie all ihre Errungenschaften vergisst – wie zum Beispiel Tischlerei, Landwirtschaft, Lesen und Schreiben und all solch nützliche Dinge.


Ein Kind ist bereits ein Meister des Wissens, wenn es in seinem neugeborenen Körper ankommt. Und weil ich der Meister des Wissens bin, weiß ich diese Art der universellen Weisheit überaus zu schätzen. Ich würde sie nie verdammen. Wissen, dass durch andere Menschen und jede Art körperlicher Wissensquelle (Bücher) geschaffen wird, ist schon »verdammt nett«, um mal einen etwas kruden aber passenden Spruch von euch zu verwenden. Wissen, dass du hingegen niemals hören, lesen oder sehen musstest, um es zu besitzen, ist wesentlich mächtiger. Echte Gelehrte wissen das.

T: Wer warst du genau? Wie hast du damals das Lehren angefangen?

K: Ich hatte es in diesem Leben immer sehr geschätzt, alleine zu sein.

T: Keine ideale Voraussetzung für einen Lehrer, möchte man meinen.


K: Das ist nur scheinbar wahr. Menschen sind gerne alleine, wenn ohnehin niemand in der Nähe ist, der ihnen gleicht. Es ist ... frustrierend. Ermüdend. Es half nicht, dass ich auch im klassischen Sinne intelligent war. Also hielt ich mich von anderen Menschen fern, wo es nur ging. Aber zu dieser Zeit kannte natürlich jeder jeden – und jeder kannte meine Marotten. Fremde, die durch unsere Stadt kamen fragten immer nach irgendetwas – nach dem Gasthaus oder dem Schmied ... und manchmal auch nach Wissen. Ich war dafür bekannt, eine anstandslos feine Sprache zu führen. Rhetorik nennt ihr diese Kunst heute. Die Kunst, alles mit jedem diskutieren zu können, und all das mit einem gewissen Grad an Würde und Haltung. Mit Wortspielen.

Ich habe den Leuten wieder und wieder verboten, Suchende zu mir zu schicken, aber ... nun, du weißt sicher, wie hartnäckig Nachbarn sein können. Ich vertrieb monatlich irgendeinen Fremden von meinem Grundstück, glaube ich. Bis einer kam, der sich einfach nicht vertreiben ließ. Störrischer junger Mann, sage ich dir! Aber ausdauernd. Ich mag Leute mit Ausdauer. Also nahm ich ihn endlich auf. Und plötzlich waren zwei Jahre verflogen in derart guter Gesellschaft.


Nachdem der junge Mann seinen Weg fortgesetzt hatte, verwies er natürlich andere Suchende auf mich. Da er eine gute Menschenkenntnis hatte und sie in Sekunden durchschauen konnte, musste ich nur selten jemanden wegschicken, der über ihn zu mir kam. Damit du mich aber richtig verstehst: Ich habe nicht wahllos jeden geschult, aber die Schüler brachten GEld in mein Haus und machten die Hausarbeit. Wir hatten mehrmals im Monat frühe Vorformen der Geishas und auch Prostituierte bei uns und genossen alles, was sie uns anboten.

Dann kamst du. Du warst ungeheuer intelligent und du konntest gut einstecken – in einem Wortgefecht, selbstverständlich. Wir luden dich also ein für eine Nacht guter Gespräche, noch besseren Sake und die Gesellschaft leichter Mädchen, ohne dir von den letzten beiden Dingen zu erzählen. Wir dachten, du würdest sofort Reißaus nehmen. Aber du bliebst. Du hast dich in eine Ecke gesetzt und mit jedem gesprochen, der sich für ein paar Sätze einfangen ließ – und das inkludierte natürlich die Mädchen. Nun weißt du ja, dass Geishas und gute Prostituierte keinesfalls dumm sind. Es schien mir also ganz so, als hättest du den Spaß deines Lebens gehabt. Als die Damen begannen, sich auszuziehen, hast du sie angesehen, als wärst du am verhungern und sie wären eine Mahlzeit. In all den Jahren hast du dich nie in eine verliebt, aber du hast sie mit den Augen verzehrt, wann immer sie sich präsentierten.


Demnach brauchten wir Männer nichts zu ändern, nur weil wir jetzt eine SchülerIN unter uns hatten. Und genau deshalb ließ ich dich bleiben nach dieser ersten Nacht. Nach einem Monat ließ ich dich bleiben, weil ich erkannt hatte, dass dein Potenzial endlos war – und niemand sonst dich in eine Rhetorik-Schule aufnehmen würde.

T: Danke dir für deine Ehrlichkeit. Ich nehme mal an, nicht viele Meister würden die sexuellen Vorlieben ihrer Ex-SchülerInnen mit ihnen besprechen.

K: Das würden sie in der Tat nicht. Aber ich möchte, dass du die Welt der Männer verstehst – und warum sie nicht bereit sind, diese aufzugeben ...


[Tatsächlich erkenne ich mich in dieser Schülerin von damals wieder. Ich habe ein fieses Mundwerk, wenn ich es von der Leine lasse, und weise sofort auf Unstimmigkeiten und unlogische Dinge hin. Ich kann aber bis heute auch Worte einstecken, bei denen andere Frauen schon fünf mal den Kontakt abgebrochen hätten *hihi* Ich komme bis heute ausgezeichnet mit Männern klar, die einen gewissen Grundrespekt erkennen lassen. In meiner Beziehung bin ich der Mann mit Werkzeugkeller, Schrauberei und allen Arten von Bastelei. Und ja, ich bringe die Spinnen nach draußen in unserem Haus. ;) ]


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