Wie immer: Viel Spaß mit dem Video - das deutsche Transkript anbei! :)
10. Januar – We aim to please
T: Mein Altar hat quasi wieder seinen alten Zustand. Ein Glück. Und auch sonst geht es mir heute viel besser als gestern. Ich war sogar Nordic Walking machen, weil heute soooo schön die Sonne strahlt.
[Der Soundtrack »HOME« spielt mit all meinen Lieblingsliedern direkt nacheinander. Diese CD – und auch der dazugehörige Film – sind ein ERLEBNIS.]
T: Ich weiß, was du tust. Du lässt mich einfach nur runterkommen. Die Augen schließen und die Musik mit allen Fasern genießen. Am Anfang meiner Challenge hätte ich vielleicht geschrieben, dass ich »keine Verbindung habe«. Aber ich weiß, das stimmt nicht, wenn meine eigentlich immer im Shuffle befindliche Musik derart gut gesteuert wird.
C: Ich mag das neue Element auf deinem Schrein. Es »spricht zu mir«, wie ihr manchmal sehr treffend sagt.
T: Das habe ich mir fast gedacht. Ich hatte 2020 so schöne Federn gefunden, besonders im Monat der Harpyie. Richtig tolle, Raubvogelfedern und eine rötlich braune Entenfeder. Aber sie lagen nur so herum, ich hatte keine Idee, wie ich sie richtig in den Altar integrieren könnte. Jetzt habe ich mir neue Modelliermasse gekauft und einen Sockel geformt, in den ich sie fächerförmig eingestochen habe. Das ganze sieht jetzt sehr indianisch aus, fast wie ein Mikro-Kopfputz, aber eben mit Standfuß unten. Sobald der Ton trocken ist werde ich ihn noch bemalen. Es macht mich glücklich, an meinem Altar zu basteln. Außerdem habe ich jetzt die feuerfesten Glasplatten überall aufliegen. ;)
C: Besser so. Dafür, dass dich keiner an die Hand nehmen kann, weil Druiden und Medizinleute bei euch extrem rar gesät sind, schlägst du dich gut. Der heidnische Jahreskreis geht einem irgendwann in Fleisch und Blut über. Und selbst wenn du alle Feste bewusst ausschlagen würdest – wovon ich nicht ausgehe – so wüsstest du doch jetzt viel besser, welchen Sinn sie haben. Sinnfindung findet nicht nur IN euch statt, auch wenn diese Suche im Inneren ein bedeutender Teil der Entwicklung ist. Die Suche ist auch im Außen und in der Vergangenheit, mit der ihr zu lange nichts mehr zu tun haben wolltet. Wer nicht in die Vergangenheit, sondern immer nur nach vorne sieht, der hat keine Wurzeln. Oder genau genommen hat er welche, möchte sie aber nicht wahr haben.
T: Deshalb hat mich dieser eine Satz so gestört. Zu Weihnachten sollte ich bei der Arbeit sinngemäß formulieren: »Wir schauen NUR nach vorne und hoffen auf ein besseres 2021.« Die ganzen Wochen hat mich das gestört, aber ich konnte nicht genau sagen, warum. Jetzt ist es mir klar!
C: Es löst Stress in euren Körpern aus, immer nur nach vorne zu schauen. Weil man nicht nur verleugnet, wo man war (und wie man somit an den jetzigen Punkt gekommen ist, an dem man hoffentlich noch schlauer und erfahrener ist als vorher), sondern man erkennt auch nicht an, wie viel man geleistet hat. In eurem Kontext war gemeint »Wir wollen nicht jammern« und das ist in Ordnung. Aber es gibt einen bedeutenden Unterschied zwischen »jammern« und »anerkennen, durch welches Tal wir gegangen sind«. Das ist auch so eine Sache, die euch heute falsch in eure Köpfe gesetzt wird. Die Vergangenheit ist der Zeitraum, in dem ihr »noch nicht so bewusst/empathisch/klug/achtsam« wart. Schämen braucht man sich dafür nur, wenn sich bis in die Gegenwart nichts geändert hat und wenn zu erkennen ist, dass sich auch in naher Zukunft nichts am Kurs ändert! Das ist genau euer Problem. Ihr schaut nicht in die Vergangenheit, damit die Gegenwart und die Zukunft weniger schmerzen. Das ist so, wie wenn ein Kind sich auf offener Wiese hinhockt, die Hände vor die Augen schlägt und sagt: »Ihr seht mich nicht! Ich bin gut versteckt!« Von außen möchte man – je nach Magnitüde des Verleumdungsprozesses – lachen oder weinen, wenn man danebensteht. Und wir stehen ja immer neben euch!!
T: Wow. Das ist so typisch. Irgendwie ist es einem klar, und wenn es dann als Absatz vor einem steht, denkt man WOW!!
C: We aim to please.
T: Ääääh ... ja. Das ...
C: Ist eine Kunstreferenz, ich weiß. Von einer Figur, die MILLIONEN Menschen einen Spiegel vorgehalten hat. Und keinen ganz angenehmen.
T: Ich würde jetzt sagen: »Ich wusste nicht, dass Götter ›50 Shades of Grey‹ schauen oder lesen«. Aber ich weiß ja, dass euch nichts entgeht.
C: Die dort aufgestellte Figur hat mehr mit mir gemein, als die meisten wissen. Der Mann in diesem Roman hat eine »animal nature«, ein inneres Biest, das sich nicht zähmen lassen kann. Er ist somit ein Sinnbild für all solche, die täglich eine enorme, weil SCHEINBAR zerstörerische Kraft in sich unterdrücken. Er lenkt sie in Bahnen, und er muss das, weil in eurer Welt kein Platz für ernsthafte Ausuferungen ist. Es gibt keine Zeit in eurem Leben, in eurer Existenz, in eurer Bildung oder in eurer Entwicklung abgesehen vom kläglichen »Karneval« (von Carne – Fleisch), in dem ihr »die Sau rauslassen könntet«, wie man im Deutschen so herrlich sagt. WIE schädlich das für eure Zivilisation ist, werdet ihr erst langsam noch entdecken.
T: Ich würde mich freuen, das morgen zu erörtern!
C: Aber gerne. Ich bin hier.
11. Januar – Berserkerseelen
T: Ich möchte das mit dem unzähmbaren Monster im Inneren bitte weiter erkunden, mein Liebster Cernunnos. Wärst du so gut, mir mehr darüber zu erzählen?
C: Du weißt doch, was ein Berserker ist, nicht wahr?
T: Ja. Also, die Popkultur-Referenz, fürchte ich. Aber ja.
C: Wo in eurer heutigen Gesellschaft befinden die sich?
T: Ich denke mal, die allgemeine Wahrnehmung ist, dass sie ausgestorben sind als Volk. Dass für ihre Art, die Dinge anzugehen, kein Platz mehr war und andere, »verständigere« Stränge des Homo sapiens sapiens sich durchgesetzt haben.
C: Tatsächlich ist dem nicht so, das lehrt die göttliche Balance. Es muss alles, was sich annähernd in euren Körpern halten kann (und das meine ich wörtlich), auch geben. Frag Jormungandr, er könnte dir viel dazu erzählen. Die Berserker sind immer noch da. Sie wurden zwar in der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt von den Künstlern, den Denkern und den Folgsamen, aber sie sind da. Ein großer Teil eurer gesellschaftlichen Probleme entsteht dadurch, dass ihr dies verleugnet. Die Beserker sind mitten unter euch – und zwar nicht als Banker oder andere perfide Systemparasiten. Das ist viel zu unauffällig.
T: Wie genau definierst du denn einen Berserker? Wie genau äußert sich das Wesensmerkmal?
C: Ein Berserker kennt nur zwei Zustände: Unbedingt Loyalität mit den Dingen und Personen, die sein Herz auserkoren hat, und absolute Zerstörung von allem, was seinen höchsten Ansprüchen nicht genügt.
T: Das klingt allerdings sehr nach Krawall.
C: Ich gebe dir ein paar Beispiele aus deinem näheren Referenzenumkreis, damit wir weitersprechen können. Es gab vor kurzem diesen Film mit einem kleinen Mädchen, er hieß »Systemsprenger«. So, wie die Figur angelegt ist, besitzt sie die Seele eines Berserkers. Das hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, schlecht erzogen zu sein, einen Fehler in der Hirnchemie oder sonst etwas zu haben. Die Seele eines Berserkers ist entweder überzeugt, dass alles absolut in der Balance ist – oder sie vernichtet alles, was in ihrem Weg steht. Sie suchen hundertprozentige Ehrlichkeit in ALLEN Dingen, Menschen und Vorgängen. Sie fordern 100 Prozent Authentizität. Bist du einen Moment ihnen gegenüber unaufrichtig oder verschleierst etwas, schleifen sie dich zum Schafott. Ich sage nicht, dass man mit diesem Wesenskern weiter kommt als mit anderen. Wie du sehen kannst, sind sie selbst(!) nicht ausbalanciert, obwohl sie eine von ihnen ersponnene Balance mit ganzem Herzen suchen. Ich sage nur: Diese Seelen sind weiterhin unter euch, und ihr tätet gut daran, sie wenigstens zu erkennen. Denn wie wir alle wissen ist Einsicht tatsächlich der erste Schritt zu Besserung.
T: Wo findet man heute noch diese Berserker-Seelen?
C: Da ihr sie nicht vor der Gesellschaft unaufrichtiger Mitmenschen schützt, und die Gemeinschaft nicht vor ihnen, leben sie mehr schlecht als recht weiter mitten unter euch. Als Ehemänner, die ihre Frauen lieber töten, als sie von ihrem göttlichen Podest herabsteigen zu lassen (z.B. weil sie einen anderen Partner oder generell anderen Lebensweg wählt). Als Schüler, die jegliche Autorität im wahrsten Sinne »mit Füßen treten« und alles einreißen, was andere aufbauen, sei es schuleigener Bio-Bauernhof oder bemalte Wand. Und natürlich als hochpatriotische Kämpfer für ihr Land in jeder Armee eurer Welt.
T: Sie scheinen mir wie tickende Zeitbomben, wenn ich ehrlich bin.
C: Das ist auch kein schlechtes Bild. Wie eine Lawine brechen sie über dich herein, wenn du ihren Zorn auf dich ziehst. Menschen haben inzwischen aber Sensoren und Strategien, wie mit Lawinen umzugehen ist, BEVOR sie das Dorf niederwalzen. Es wird viel Geld in diese nichtmilitärischen Warnsysteme gegen Stürme, Tsunamis und eben Lawinen gepumpt. Traurig, dass ihr die gleichen Mechanismen kaum oder gar nicht an Menschen anlegt, und ich meine hier NICHT das System von Recht und Polizei. Das greift viel zu spät. Denn Beserker sind durchaus Diener der Balance – und zwar natürlich der universellen, nicht ihrer Definition von Balance. Würden sie Allem-was-ist nicht dienen, gäbe es sie nicht. Sie würden nicht wieder inkarnieren – weder hier oder anderswo. Beserkerseelen sind die ersten, die »des Kaisers neue Kleider« verlachen als die Scharade, die das Märchen beschreibt. Sie sind unblendbar und unüberredbar – es sei denn du erwischst sie in ihrem absoluten Kulturkern. In ihrer Herzensheimat. In der Loyalität und dem Versprechen, dass es in Zukunft anders laufen wird. Authentischer. Na? Kennst du jemanden, der auf diese Beschreibung momentan sehr gut passt?
T: Trump. Normalerweise nehme ich keine politischen Themen hier in mein Tagebuch auf (warum auch), aber am 06. Januar 2021 starteten seine Anhänger eine Art Putschversuch und wollten ihr eigenes Senatsgebäude gewaltsam übernehmen.
C: Dieser Mann weiß ganz genau, wie er mit Berserker-Seelen sprechen muss. Und vor allem weiß er, wie viele davon in seinem Land schlummern. Er ist grandios kluger Taktiker, das muss man anerkennen. Er ist keinesfalls dumm, hörst du? Keinesfalls. Er spricht kulturell einfach nur eine völlig andere Sprache als die Erhalter des status quo.
T: Was also kann man tun, wenn man nicht möchte, dass die Berserker alles überrennen? Was kann man in FRÜHEN Stadien tun?
C: Gebt den Berserkern etwas, das sie nach Lust und Laune zerstören können.
T: Bitte?
C: Wenn zu den Zeiten, in denen ich einer Dorfgemeinschaft noch etwas zu sagen hatte, ein Mann kurz davor war, zu explodieren, dann wurde er in den Wald geschickt und durfte jeden Baum fällen, der ihm beliebte. Je größer, desto besser. Natürlich keiner der heiligen Bäume, so weit mussten sie sich dann doch im Griff haben (sonst verloren sie nämlich ihren Kopf). Aber der Wald war gross und die Auswahl schier endlos. Und alleine die Aussicht, einige Tage in den Wald ziehen und Verwüstung auslösen zu dürfen, half bereits. Sie durften Dampf ablassen. Sie mussten das Holz nicht mitbringen, kein Tier zum Essen mitbringen auf dem Weg und hatten auch sonst keinerlei Auflage. Sie sollten sich einfach nur wieder in einen Zustand bringen, mit dem umgegangen werden kann. Und jetzt sag mir: Wo in eurer Welt ist das heute möglich?
T: Tja, nirgendwo. Ganz exakt nirgendwo.
C: Dabei wäre ein erster Schritt ganz simpel. Wirklich simpel. Es gibt immer diejenigen, die frenetisch etwas schaffen wollen. Bauen wollen. Es ist egal, ob sie andere anleiten, ein frei stehendes Dach für ein Auto zu bauen oder ob sie mehr oder minder ohne Anleitung Holz zusammennageln wollen. Wenn du diesen Leuten sagen würdest: »Macht! Geht hin und baut eine Struktur! Ihr müsst nur damit leben, dass nach euch die Berserker alles wieder einreißen dürfen.« dann könnten beide Teile eines Ganzen sich total ausleben. Totales Glück und Euphorie spüren. Für den Preis von was .... ein paar Baumstämmen pro Monat? Das würde euch voranbringen, so unsinnig es einigen von euch auch scheint.
T: Danke! Das war eine hervorragende Lehrstunde! Bis morgen!
C: Aber gerne. Ich bin hier.
Kommentit