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Gott im Konzertsaal


16.11.2020


T: [ruft nacheinander die Aspekte an] Ich habe heute Vivaldis Vier Jahreszeiten laufen. Ich merke, dass White das außerordentlich gut gefällt. Sie war quasi schon da. Sofort, als ich diese Musik angeschaltet habe.

W: In einem Konzertsaal wird dir klar, was Gott ist. In diesem Moment, wenn du auf der Bühne stehst und einfach alles perfekt läuft, dann spürst du es genau. Es ist das Gebet eines jeden Künstlers.


T: Ich habe selbst auch ein solches »Artist’s prayer«. Ich habe es vor einiger Zeit schon verfasst, denn ich hatte das wunderbare Buch »The Artist´s Way« gelesen. Es ist ein Arbeitsbuch, und ich kann es nur wirklich jedem empfehlen, der kreativ sein möchte.

Darin wird man aufgefordert, sein ganz eigenes ›Artists prayer‹ zu schreiben.

Meines lautet so:


Only in creating
I follow my cause.
Only in creating,
I am calm.

To create is to give in –
to create that which
unsettles me most and
to go anywhere it takes me.

I understand that writing
is wired into my soul
and that my books are
my kingdom come.

Es ist der Eid, den man ableistet. Gerade der Satz ist für mich absolut essenziell. Genau so sehe ich das wirklich. Der Moment, wenn ich gleichzeitig als Zuschauer und Regisseur vor einer Szene stehe, die für mich aufgeführt wird. Alle sagen ihren Text auf und warten, bis ich mitgeschrieben habe. Das ist pure Magie. Es ist dieses »nicht da sein«. Nicht-im-Alltag-sein. Keine Sorgen kennen und keine Probleme wälzen.

Diese perfekte Gefühl. Ich habe jedes Mal dieses Gefühl, wenn ich diese CD höre. Die vier Jahreszeiten sind für mich etwas ganz Besonderes. Ich höre nicht so viel Klassik.

W: Du hast neulich irgendwo gehört, dass gerade die Tätigkeit, irgendein Musikinstrument zu lernen, das Gehirn ganz anders beansprucht als die übrigen Schulfächer. Und dass es deshalb so wichtig ist, auch mal was anderes zu lernen als ›Mathe‹. Dass die Schüler sich auch mal mit Kunst und mit Musik beschäftigen sollen. Dort wurde gesagt: Es ist Entspannung. Ein anderes Hirnareal wird genutzt. Und danach könne man sich dann wieder um die logische Seite des Gehirns kümmern. Das ist doch eine furchtbare Daseinsberechtigung für Kunst! Kunst ist doch nicht das nette kleine Anhängsel an die logischen Fächer. Kunst ist die absolute Grundlage fürs Mensch-sein!

Ohne Logik kommst du ziemlich weit, wenn du ein intuitives Leben lebst. Aber wie weit ihr ohne Intuition kommt, sieht man ja heute. Wie weit eure Kinder damit kommen. Dem Gott der Logik zu huldigen ist nicht schlecht, aber das Leben ist so unvollständig, wenn die Logik dein einziger Gott ist.


T: Diese göttliche Musik ...

W: Wusstest du, dass Vivaldi mehrere Male in seinem Leben kurz davor war, die vier Jahreszeiten aufzugeben? Wie jeder andere Künstler war er überzeugt, das gäbe es doch alles schon. Das hätten andere doch bereits gemacht. Aber der Drang seiner Seele war stärker. Die Seele treibt dich so lange voran, bis du deinen Traum erfüllt hast. Sie lässt dich so lange nicht schlafen, bist du veröffentlicht hast, was unbedingt in der Welt sein muss. Es ist wie eine Geburt. Versuche einmal eine Geburt aufzuhalten. Viel Spaß.

Ja, es gibt Wehen. Zwischendurch wollt ihr nicht mehr. Ihr wollt, dass es aufhört.

Aber dann, wenn es rum ist, dann war es die Anstrengung doch wert.

Wenn du das Buch in den Händen hältst, die Notenblätter, das Bild.

[Wir wechseln über in Whites Palast. Sie zeigt im Raum umher]

W: Diese Wände können alles erzeugen, einfach alles. Wenn ich schöne Musik hören möchte, dann spielen sie mir Musik, und wenn ich Bilder sehen möchte, dann zeigen Sie mir Bilder. Aber weißt du was? Sie können nur Perfektion. Sie können nichts anderes als Perfektion. Der Palast kann überhaupt nichts anderes, denn er ist nicht in der Dualität vorhanden. Er kann mir kein trauriges Lied spielen. Er kann mir nur ein schönes Lied spielen, ein perfektes. Aber das perfekte wird schnell langweilig. Und deswegen ist die Kunst der Menschen so absolut einzigartig. Denn hier gibt es das Schöne und das »Schlechte«.


T: Ich habe endlich verstanden, was mich so fasziniert an diesem Stück. Es gibt nur hier auf dieser CD, auf dieser Interpretation der vier Jahreszeiten eine Stelle, wo der Solist, ein hoch gepriesener, sehr fähiger Mann, eine Note spielt (es ist irgendwo im Herbst oder im Winter) wo es sehr zur Sache geht. Auf seiner Violine.

Und er spielt ganz am Ende einen Ton, der überhaupt nicht zum Rest passt.

Er ist nebendran. Und man merkt, dass er die Geige richtig quält bei dem Ton.

Mir ist gerade erst aufgefallen, warum es so genial ist. Dieses Statement. Nein es ist nicht immer perfekt: es gibt Stürme, es gibt Wildnis. Und in den vier Jahreszeiten geht es ja gerade um die Natur. Und das habe ich gerade eben erst richtig verstanden. Es ist der Geniestreich. Dass er einen Ton so streicht, dass die Geige ihn anschreit.

W: Genau das meine ich. Sowohl die Interpretation als auch die Komposition erlaubt bei euch das maximale Spektrum. Jede Phase von Emotion ist bei euch vorhanden und bei euch am stärksten. Und während es wahr ist, dass der Künstler nicht leiden muss, so helfen die »niederen« Emotionen dennoch auf grandiose Weise in der Kunst. Es entstehen durch die Erfahrungen, die das Leid bringt, unfassbare Kunstwerke, vor denen ihr noch hunderte Jahre später steht und euch kaum erklären könnt, wie man so etwas erschaffen kann.

Stell dir mal vor, die Leute vor 300 Jahren hätten verstanden, dass man Künstler suchen muss, wenn sie jung sind. Und dann ernährt halten und bekleidet halten und dass sie dann Großartiges schaffen. Weißt du, was ihr für Musik dann hättet? Weißt du, was für Bilder ihr dann hättet? Kann man sich das überhaupt vorstellen als Mensch?

Es ist natürlich wahr, dass die Seele, die den Auftrag hat Kunst zu schaffen, sich in eine Umgebung begibt, in der das möglich ist. Mozart hätte einfach nicht in eine arme Familie geboren werden können, weil er diesen Seelenauftrag ausführen möchte. Deswegen wurde er in eine reiche Familie hineingeboren. Aber trotzdem fehlt viel. Und wenn ihr das nicht bald auf die Reihe bekommt, eure Künstler ordentlich zu ernähren und zu kleiden, dann könnte das alles ein furchtbares Ende nehmen.

Weißt du, dadurch dass mein Palast mir die Lieder, die ich hören will, manchmal nicht geben kann, komme ich eben auf die Erde, und höre irgendwo zu. Denn irgendwo ist immer ein Konzert. Oder jemand übt.

Du wärst sehr, sehr überrascht, wie viele in einem Konzertsaal anwesend sind. Auf jeden der physischen Zuschauer kommen bestimmt drei nichtphysische. Und das ist nicht nur, weil die physischen Besucher noch Leute im Schlepptau haben – wie Verstorbene, Ahnen, Schutzengel. Was es da so alles gibt. Es gibt auch ganz fremde Besucher, die niemand im Saal kennt.


Ihr seid der Entertainment-Planet, und das meine ich im besten Sinne.

Ganz abgesehen von diesem Effekt gibt es natürlich auch Effekte unter den Besuchern, die wir hier nicht unter den Teppich kehren wollen. Lilly hat dir ja von den Strahlen erzählt, die von der Erde ausgehen. Wenn die Menschen eine gute Verbindung haben, dass die Erde dann fast so strahlt wie die Sonne.

Der Besuch eines Konzerts oder einer Kunst-Ausstellung oder einer Tanzdarbietung kann euer Licht heller leuchten lassen. Es gibt keinen großen Unterschied zwischen einem Konzertsaal und einem Tempel. Viele Menschen kommen zusammen für ein gewisses Ziel. In einem Tempel beten Sie für sich und andere. Wenn alles gut läuft. In einem Konzertsaal huldigen sie der Kunst. Und das zusätzlich einigermaßen religionsfrei heutzutage. Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Nur selten schlagen sich die Leute gegenseitig den Schädel ein, wer der bessere Musiker ist: Beethoven oder Mozart. Mach das mal mit einem Vertreter des Islam und einem Vertreter der christlichen Kirche. Viel Spaß dabei. Es würde bedeuten, dass das Orchester, die Musiker zu Priestern werden. Und das sind sie ja auch. Ob ich den Leuten beistehe, weil ich ein Priester bin; oder ob ich den Leuten beistehe, weil ich wunderbare Kunst vorführe? Der Unterschied ist, wie gesagt, viel kleiner als du denkst.

Weißt du, die Künstler wissen ganz genau um den Effekt ihrer Musik. Sie wissen, dass sie – dadurch dass sie ihrer Kunst nachgehen und dass sie die perfekte Mischung finden aus Konzentration und Kunst – eine Art »Wolke Sieben« finden. Eine Wolke, auf die sie flüchten können aus dem Alltag. Und wenn sie auftreten, dann können Sie die Zuschauer für einen kurzen Moment auf diese Wolke heben. Und das ist der ganze Sinn der Übung.

In einem Konzertsaal wird dir klar, dass es nicht nur den Alltag gibt und nicht nur die Logik, und nicht nur Mathematik und nicht nur Fragen des Geistes, sondern dass deine Seele genährt werden muss – auch mit Musik.

Die Leute, die am besten Musik machen, meditieren mehr oder minder dabei. So wie du, du kannst ja auch meditieren und schreiben. Schreiben benutzt auch die Muskeln in der Hand. Und so wie du meditieren und schreiben kannst, können diese Künstler meditieren und ihr Instrument benutzen. Sie haben es geübt. Und das merkt man sofort. Man bemerkt die Entdeckungs-Schreiber und man bemerkt die Genies am Instrument. Ja, es hat auch mit Übung zu tun. Aber es hat mehr mit dem meditativen Zustand zu tun. Die wirklich erfolgreichen Künstler meditieren bei der Arbeit. Können sich nachher kaum an ihren Auftritt erinnern, oder waren vollkommen weg, wie man sagt. Überhaupt gar nicht wie in ihrem Alltag.

Und das ist der Sinn der Übung. Denn Alltag ist Illusion.


T: Mir ist gerade aufgefallen, dass die kompletten vier Jahreszeiten keine 40 Minuten lang sind. Denn die sind rum, und jetzt kommen andere Lieder auf der CD. Und die sind auch schön. Aber es sind nicht die vier Jahreszeiten. Und da fällt mir wieder einmal auf, was für unglaubliche Dinge man energetisch in 40 Minuten bewegen kann. 40 Minuten channeln in 40 Minuten Klassik CD.

W: Die wirklich wichtigen Dinge brauchen nicht viel Zeit. Eine Fähigkeit zu perfektionieren? Ja, das kann dauern. Du kannst nicht Geige spielen an einem Tag. Du musst es üben. Du lernst auch nicht channeln an einem Tag, du musst es schon wollen. Aber, Dinge, die deine Gesundheit erhalten, sei es spazieren gehen oder Fahrradfahren oder Affirmationen oder mit jemandem kuscheln, jemanden umarmen oder auch religiöse Praktik wie Meditieren und Yoga. Dafür brauchst du keine vier Stunden am Tag. Und nicht einmal eine Stunde am Tag. Die 40 Minuten sind ein absoluter Sweet Spot. Sie lassen genug Zeit, dass du dich einstimmen kannst. Dass es auch einmal nicht so gut laufen kann und dass du trotzdem am Ende erholt bist. Erholt, gelöst und positiv gestimmt. Und das ist der Sinn der Übung.

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