12. April 2021
T: Da ich weiß, dass ihr alle immer zuhört: Danke, lieber Villem. Ich habe deinen Rat von unserer letzten Session angenommen und zwei Szenen mit Elea verfasst. Zuerst wusste ich überhaupt nicht, wo das hinführen soll. Dann war ich überzeugt, dass ich einen Logikfehler verfasse, statt etwas beizutragen. Und dann, ganz am Schluss, war mir klar, was das soll. Warum es diesen Dreh DRINGEND brauchte. Nicht nur für das aktuell nächste Buch, das dritte, sondern auch für das 4. und letzte. Ich hätte niemals selbst so weit nach vorne schauen können. Danke. Und jetzt freue ich mich auf jeden, der erzählen mag. Am liebsten über Musik, das ewige Mysterium. Das würde mich sehr, sehr freuen.
C: Wie jeder Mensch, der keine Barrikaden um sein Herz baut, lässt du Musik in aller Tiefe zu dir sprechen. Für dich und viele andere äußert sich das in Gänsehaut, einem langsameren Puls (oder auch schneller, bei belebender Musik), Gedankenstille und ähnlichen schönen Effekten. Musik ist meditativ – und zwar nicht nur die Langsame! Musik ermöglicht Trance wie wenig andere Dinge. Niemand muss euch beibringen, dass ein Set an Tönen [Akkord] traurig klingt und ein anderer fröhlich. Dieses Wissen ist quasi universell. Warum? Weil Musik Frequenz ist – und wenn ihr eines als Seelen kennt und versteht, dann sind es Frequenzen. Das Leben ist eine Sinfonie, das Universum eine Meta-Sinfonie. Wie du erfahren hast, machen Planeten individuelle Geräusche. Tiere natürlich auch.
T: Und warum haben Menschen begonnen, Musik zu machen?
C: Wegen der Gänsehaut.
T: Das macht Sinn.
C: Nichts ist tiefer in der Seele angelegt als Frequenz und Rhythmus. Emotion ist Frequenz – und wie du gelernt hast, hat die Tonleiter nicht umsonst SIEBEN Töne, bis alles von vorn anfängt. C, D, E, F, G, A, H/B. Die heilige Zahl ist ÜBERALL, wenn du gewillt bist, hinzusehen. Menschen machen Musik, weil sich damit Dinge ausdrücken lassen, die du in hundert Büchern nicht so auf den Punkt bringen könntest. Und vor allem nicht so universell. Natürlich kannst du von Trauer schreiben – von der Trauer des Krieges zum Beispiel. Aber ein junger Mensch, der Krieg nicht kennt, kann nicht exakt nachvollziehen, was die Autorin hier ganz genau beschrieben hat. Ein Lied hingegen kannst DU aus dem Krieg heraus schreiben und ein ANDERER hören, weil er eine völlig andere Sorte von Niederlage erlitten hat. Die Frequenz bleibt gleich.
T: Okay, ich habe eine ketzerische Frage.
C: Nur zu.
T: Es gibt eine Art von Musik, die ich trotz aller Empathie nicht begreifen kann. Und das ist forciert fröhliche Musik. Als Deutsche kann ich das in einem Schlagwort ausdrücken: Volksmusik.
C: Es gibt melancholische Musik, die universell verstanden wird. Das haben wir gerade behandelt. Es gibt frohe Musik, die das Göttliche preist. Die hohen, körperlosen Prinzipien. Freundschaft, Liebe, Dankbarkeit. Und dann gibt es Musik ... wie soll ich das beschreiben. Man müsste sie "Götzenmusik" nennen. GUT gemachte Musik aus jedem Genre – auch aus der Volksmusik – können Dinge preisen und sind dann ja auch erfolgreich, gar keine Frage. Nur: Die meiste Musik wird ja nicht geschaffen, um Gott zu gefallen. Sie wird geschaffen, um Brot auf die Tische von Menschen zu bringen. Sängerin, Instrumentalisten, Produzenten, was auch immer. Und es verkauft sich leider das gut, was niemanden gefährdet.
T: Gefährdet?
C: Du könntest auch sagen: Die Musik, die niemanden triggert.
T: Das verstehe ich. Oh je, das verstehe ich.
C: Kein Wunder. Nun will ich ja nicht verhehlen, dass nicht immer alles todernst sein muss oder lobpreisend. Es ist in Ordnung, wenn es Lieder gibt, die man zum Trinken hört. Meinst du, die Wikinger hatten keine davon? Endlos blöde Reime, die ein Hund hätte texten können? An diesem Verhalten ist nichts grundsätzlich Falsches. Ich erkläre nur, wie sich die Frequenzen unterscheiden.
T: Du sagtest Götzenmusik. Welche Götzen sind hier gemeint?
C: Nun, zuerst das Geld, das durch ihre Erstellung fließt. Noch einmal, keine Tragik, der Mensch braucht Brot auf dem Tisch. Aber zu viele machen zu viel Musik nur nach diesem Schema. Und dann liegt natürlich in den Liedern ein gefährlicher Mix. Es wird thematisiert, dass Trinken unglaublich spaßig ist. Dass alle um einen herum dämlich sind und einzig man selbst klüger. Dass Frauen und Männer ... füg hier ein, was auch immer du möchtest, ehrlich. Dass "die da oben" ausschließlich Murks machen und "die da unten" es besser könnten. Dass das schnelle Auto, das Ferienhaus auf der Insel, die neuen Schuhe und die tolle Jeans es wert sind, besungen zu werden, um Neid (oder wahlweise Häme) zu verbreiten. Nun könnte man meinen, dass ich mich mit den Triggern geirrt habe, denn auch Neid und Alkohol können als Thema triggern, nicht wahr? Nun, ich meinte aber die ernsthaften Trigger. Diejenigen, die viel verändern könnten. Die Sätze, die Schattenarbeit in die betreiben könnten. Eine Frau, die dieses Prinzip bis weit über die Schmerzgrenze ausreizt, ist übrigens die hervorragende Sängerin ADELE. Sie thematisiert Dinge, die schmerzen. Und freuen. Und deshalb spielt sie in einer völlig anderen Liga – was jeder automatisch fühlt.
T: Wow.
C: Ich habe mich heute weit aus dem Fenster gelehnt. Das tue ich normalerweise nicht. Ich möchte den Leuten nichts verderben, schon gar keine Alltagsfreuden. Jede Musik hat ihre Berechtigung. Im Übrigen wird deine beispielhaft angeführte Volksmusik deshalb konsumiert, weil ihr noch immer die Überlebenden diverser Kriege unter euch habt. Wenn du dich mit anderen Ü-80-Damen zum Kartenspielen triffst, weil eine von euch Geburtstag hatte, dann möchtest du eine CD, die ihr alle versteht und wo die Gefahr überaus gering bis nicht existent ist, dass irgendeine von euch in ein Erinnerungsloch fällt, in dem die Gedanken an Tod, Verfolgung und so weiter lauern. Das gleiche Prinzip herrschte auch über viele Jahre in nicht wenigen Filmgenres. Bloss. keine. Erinnerungen. wecken!
T: Danke dir, mein Lieber! Ich bin irgendwie aus der Konzentration herausgekommen, tut mir leid. Ich hatte darüber sinniert, ob ich – weil das 5. Chakra MEIN Chakra ist – mit dem 5. Ton auf der Tonleiter (G) eine ganz besondere Connection haben könnte. Vielleicht können wir an dieser Stelle das nächste Mal anknüpfen.
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