27. Dezember 2021
[Ich war heute meine demente Oma besuchen. Danach bin ich emotional immer an einem schlimmen Ort. Ich weine eigentlich immer, wenn ich dort aus der Türe bin. Aber eine Sache war heute anders. Heute hatte ich die Verbindung. Hatte sofort jemanden zum Reden. Jemanden, der mich in Gedanken in den Arm nimmt und sagt »Es ist okay.«]
T: Du hast mir vorhin absichtlich keine besonders traurigen Lieder aus meiner großen Playlist serviert, oder? Ich hatte das starke Gefühl, dass nur themenfremdes Zeugs kam. Da ich weiß, wie gefährlich es ist, am emotionalen Anschlag Auto zu fahren, war das gar nicht schlecht. Also danke dafür.
Herr der Gegenwelt Anubis: [zieht mich in seine Arme] Sehr gerne. Ich habe dir außerdem angeboten, mir dieses spezielle »Paket« voll Trauer abzugeben, damit deine Reise nach Hause sicher verläuft. Du hast abgelehnt.
T: Ich habe das Gefühl, ich mache es mir dann zu leicht. Allerdings fände ich es toll, wenn wir noch etwas über Demenz sprechen könnten. Aus deiner Warte. Mich interessiert sehr, was du dazu sagst.
HG: Lass uns dafür etwas weiter zurückgreifen und erst kurz in Erinnerung rufen, was die anderen darüber sagten.
T: Gern. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir der Satz »Demenz ist der Beginn zeitlosen Denkens.« Ich weiß aber nicht mehr genau, wer es gesagt hat. Es könnte Jormungandr gewesen sein.
HG: Erst einmal ist es wichtig, zu verstehen, dass die Kondition, die ihr Demenz nennt, eine recht neue Erscheinung ist. Weil die Leute früher einfach nicht so alt wurden. Zudem wurde früher ein anderes Aufheben um die Alten gemacht. Also, vor allem weniger Aufhebens.
Wenn sie vergaßen, zu essen und zu trinken, wurde das so hingenommen, denn es würde schon seine Richtigkeit haben. All diese Umstände, in einem warmen Heim umsorgt zu sein (wenn auch weg von der eigenen Familie) und die Möglichkeit zu haben, stundenlang nur in den Raum zu starren, sind also neu. Das ändert jedoch das Prinzip nicht.
Die Seele macht ihre Arbeit so und so. Wie das junge Mädchen in deinem Drachenroman, das im Wachkoma liegt und dennoch wichtige Arbeit verrichtet. Seelische Arbeit. Könntet ihr sehen und verstehen, mit wem sie was wann alles bearbeiten, hättet ihr eine gänzlich andere Meinung von euren Alten.
T: Was ist denn alles zu bearbeiten? Die Menge muss ja gigantisch sein, wenn so viele daran teilhaben.
HG: Schau mal, jeder hat für sein eigenes momentanes Leben – und häufig auch aus vergangenen Leben – Verhaftungen und Themen, die geklärt werden sollten. Weil ihr momentan sehr viel Karma lösen müsst und auch wollt. Es ist Zeit, diese alten Rucksäcke abzusetzen. Der direkte Weg dort hinführt über Erkenntnis, und Erkenntnisse erlangst du nur durch Nachdenken. Also am liebsten natürlich Nachdenken mit unserer Unterstützung. [Meditation] Die Menschen – das sagte dir auch Jormungandr – sehen immer nur, was vergessen wird, aber sie sehen selten, wie viel besser es ist, diese Dinge gehen zu lassen. Wenn du dich irgendwann nicht mehr daran erinnern kannst, dass Onkel Heinz dir vor 55 Jahren furchtbar eins reingewürgt hat, dann kann deine Seele damit Frieden machen gehen. Weil der Wille nicht mehr im Weg ist.
Wenn der bewusste Wille sich verabschiedet, kann niemand mehr den Fuß in der Tür verkeilen. Die Türe (dein offener Groll gegen eine Person oder Sache) darf endlich geschlossen werden und das Thema somit abgeschlossen. Euer Wille ist euch dabei sehr lange und ausdauernd im Weg. Ganz abgesehen davon, dass auch alle anderen Schranken und Hemmnisse fallen.
Es gibt keinen Schein mehr zu wahren, denn euer Selbstbildnis war euch ohnehin für vieles im Wege. Der Fokus wird ganz und gar verschoben in Richtung der Welt, die wirklich zählt. Glaub mir, das erleichtert den Tod enorm. Alle Todsünden entstehen im Geiste, weißt du? Ist der verblasst, ist der Weg frei für einen guten Übergang.
T: [Tränen kommen] Das bedeutet, sie kommen dann nicht zu dir.
HG: Nicht im gleichen Maße. Natürlich gibt es große Themen, die auch durch viel Nacharbeit nicht gänzlich aufgelöst werden können. Aber die scheinbare Zeitspanne, die du im Angesicht deiner Tat sitzt und sie aufrichtig bedauerst, die verkürzt sich enorm. Am sichersten triffst du mich, wenn du mit großer Freude und ohne Rücksicht auf irgendetwas Leben ausgelöscht hast. Und nein, ich meine keine Abtreibungsärzte. Ich meine die Kinderfänger und Serienmörder dieser Welt. Es gibt einen Grund, warum das erste Gebot lautet: Du sollst nicht töten. Oder, es war das erste, bis irgendjemand auf die grandiose Idee kam, dass die monotheistische Idee noch wichtiger sei. Dazu habe ich mich gestern schon geäußert.
Wenn du ein Licht wie deines und meines auslöschst, dass auf dem Planeten noch viel zu erledigen und erleben hatte, dann bleibt das noch lange nach dem Tode bei dir. Das ändert sich übrigens auch nicht, wenn es so ausgemacht war. Selbst wenn Absprachen eingehalten wurden zwischen den beiden Parteien, oder sogar Karma bereinigt wurde, weil das Opfer dieses Mal den Täter vom letzten Mal tötete ... du kommst in meinem Reich vorbei. Vielleicht nur ganz kurz, aber du wirst die Sache angemessen betrauern. Was angemessen ist? Das entscheidest wie immer du.
Du kannst dich nie direkter und unmittelbarer gegen das göttliche Prinzip stellen und gegen alles, was Alles-was-ist ausmacht, als wenn du mordest und schlachtest. Und weil du als Seele plötzlich erkennen kannst, welch wunderbares Licht den Körpern innewohnte, die du von der körperlichen Ebene befördert hast, bleibst du lange still mit dir allein und sorgst dafür, dass du dich nie wieder derart vergisst.
T: Jetzt sind wir aber doch ziemlich weit vom Thema abgedriftet. Trotzdem danke.
HG: Das kommt dir nur so vor.
T: Soll ich dir mal was Trauriges sagen? Wir haben nur noch vier Sessions vor uns, ... offiziell.
HG: [umarmt mich abermals sehr lange] Ich weiß. Aber es wird Zeit. Ich muss deine Hand weiterreichen an die nächsten, sonst komme ich in Schwierigkeiten. Du solltest sie kennenlernen. Danach kannst du aus freien Stücken entscheiden, ob du erst den Romanen einige Wochen widmen oder gleich weiter channeln willst.
T: Seit du das erste Mal die nächsten Partner in der scheinbaren Reihe erwähnt hast, habe ich das starke Gefühl, dass es zwei sind. Wie Zwillinge oder so. Ein Aspekt, bestehend aus zwei genau gleichen oder zwei gegensätzlichen Anteilen.
HG: Dein Gespür ist hervorragend. Aber noch ist es nicht so weit. Noch gehörst du mir. [grinst]
T: Absolut. Und mit Freuden. Und danke nochmal.
HG: Es gibt nichts, wofür du mir danken müsstest. Bis bald.
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