03. November 2021
T: Ich habe definitiv zu viel Spaß in deiner Anwesenheit! Kaum ein Monat war bisher so, wie sich dieser anlässt. Ich schaue die letzten Tage vermehrt »Lucifer«, und nach der Folge eben bin ich breit grinsend mein Schreibzeug holen gegangen und dachte mir: »Zeit, mit meinem eigenen Prinzen der Dunkelheit zu sprechen!«
HG: Ebenso wie der Muse stehst du mir eben sehr nahe. Näher als den anderen.
T: Was sagt das über meine dominanten Chakren? Welches Chakra repräsentiert dich überhaupt? Das Erste?
HG: Trauer ist der Schmerz über den Verlust von Wurzeln – auch solchen, die du in anderen Menschen gefunden hast. Also ja, das erste Chakra ist meines. Dass du mich und die Muse (2. Chakra) besonders gern hast, sagt nicht, dass dies deine dominanten Chakren sind. Es sagt, dass du diese Themen in all ihrer Tiefe bearbeitet hast.
T: Über was möchtest du heute sprechen?
HG: Lass mich kurz über die kulturellen Güter sprechen, die du magst: Metal, Gothic, Filme über den Wahnsinn, den Tod, Vampirismus und Ähnliches.
T: Du zeigst mir ständig diese Szene, oder? Ich habe sie seit Tagen im Kopf. In dem Film »Interview mit einem Vampir« tötet die Kind-Vampirin das Familienoberhaupt, und während er ausblutet, sagt sie:
»Good night, sweet prince.
May flights of devils
bring you to your rest.«
(»Gute Nacht, süßer Prinz.
Mögen Schwärme von Teufeln
dich tragen zu deiner Ruhestatt.«)
Gänsehaut pur!!
HG: Du liebst es so, weil es eine schonungslose Ehrlichkeit besitzt. Trauer lässt dein Bullshit-Barometer unendlich fein werden. Und Metal? In dieser Musik wird von allen hässlichen Details des Krieges gesprochen und nichts beschönigt. Metal und Gothic sind die Antithese zum Neusprech. Ihr Bullshitlevel ist 0.
T: Ich muss gerade daran denken, dass ich schon aus freien Stücken Trauerreden verfasst und verlesen habe. Und im höchsten Maße dafür gelobt worden bin. Einige der seltsamsten und dennoch stolzesten Momente meines Lebens. Wenn alle Stricke reißen, werde ich freie Trauerrednerin.
HG: Das würde mich zwar sehr freuen, aber ich darf dich leider nicht derart vereinnahmen. Die Muse übrigens auch nicht. Die Elfen haben mehr Freiheiten, was deine Zeit betrifft, aber auch sie haben ihre Grenzen. Das ist auch der Grund, warum du nicht das eine Lebensprojekt hast wie viele andere. Du bist 100 Prozent Bewegung, erinnerst du dich? Du musst im Fluss bleiben. Das macht es zwar viel schwieriger, sich für eines der vielen lohnenden Projekte zu entscheiden, aber es hilft dir enorm, im Fluss zu bleiben.
T: Wie erkenne ich dann, was Sinn macht, und was im Sande verlaufen wird?
HG: Wie definierst du denn »Sinn machen«? Denkst du wie 99 Prozent aller Menschen dabei an Geld?
T: Autsch.
HG: Mach dir nichts draus, ihr seid so erzogen worden. Es ist schwer, das aus dem Kopf zu bekommen.
T: Okay, das Lied ist gemein an dieser Stelle. »Maybe I’m wasting my young years«??
HG: [singt mit] »I wouldn’t worry, you have all your life. I’ve heard it takes some time to get it right.«
T: [schnieft]
[Musik wechselt zu Imagine Dragons - »Zero«]
T: »Hello, hello, let me tell you what it’s like to be a Zero«?
HG: Mein Song, findest du nicht? Ich bin »Zero«, der Nullpunkt. Nichts ruht so sehr in seiner Mitte wie ich.
T: Du bist aber nicht gebunden an die Gegenwelt, oder?
HG: Warum auch? Die Legenden besagen auch, dass Hades und Lucifer sich frei bewegen konnten, nicht wahr? Nach deiner Logik könnte White sonst nirgends erscheinen, wo keine Weisheit ist, und die Muse nicht in einem kreativitätsfreien Raum. [We are the fallen: »you bury me alive, and everybody needs to beathe..«] Meine Aufgabe hat nichts mit meinen Grenzen zu tun. Ich bewege mich durch die Welten, wie es mir beliebt.
T: [lacht wegen der Musik] Okay, also jetzt gibst du nur noch an!
[Billie Eilish: »what do you want from me, why don’t you run from me, what are you wondering, what do you know«? Zwischendurch sagt eine tolle, tiefe Männerstimme »come here«, »careful« und »listen!«] Du bist krass!
HG: Danke dir. Das hier macht mir irre Spaß, weißt du? Diese Lieder sprechen für mich, und sie machen einen hervorragenden Job.
[Muse - Dead Inside]
T: Seufz. Habe ich überhaupt Lieder, die nicht auf dich passen?
HG: (grinst) Wenige. Wo war ich? Ja. Was du in diesen Liedern spürst, ist das Bedauern, nur einen (hoffentlich) kleinen Teil des menschlichen Weges zu begleiten. Sie sind nie mit mir verbunden, wenn Gelächter im Raum herrscht. Wenn geheiratet wird. Wenn ein Kind in eurer Mitte begrüßt wird.
T: Der Vampir betrauert sein Los. Der Herr der Trauer betrauert seine Position.
[Mein Sohn kommt rein und erschreckt mich zu Tode, weil ich ja immer Kopfhörer trage beim Schreiben/Channeln.]
HG: Ich bin nicht neidisch. Einige Kulturen zollen mir größten Respekt, zum Beispiel mit dem »Tag der Toten«. Sie drängen mich nicht so weit aus ihrem Leben. Und nun gute Nacht. Wir sprechen uns morgen.
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PS: Wer sich für die Dynamik zwischen Gut und "Böse" in der Popkultur interessiert, dem kann ich die Serie "Lucifer" (siehe Foto) nur wärmstens ans Herz legen!! Die Darstellung der Hölle ist besonders interessant und auch halbwegs akkurat. Am wichtigsten ist jedoch die Darstellung der Frau, die Lucifer liebt - ein "Good Cop". Keine Hexe, keine Verrückte, keine Machtbesessene. Nein, eine Mommy und ein "Good Cop". Eine integere Frau. Es lohnt sich, diese Tiefen bei Interesse weiter zu verfolgen. ;) Wem der Hollywood-Lucifer zu doof oder anstrengend ist, der möge in die Original-Comics von Neil Gaiman schauen! ;)
PPS: Das Bild ist natürlich Eigentum von DC / Warner Bros. und wird hier nur zu redaktionellen Schmuckzwecken verwendet.
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