24. Januar 2022
T: Guten Abend, liebe Zwillinge. Bald ist unsere Zeit schon wieder vorbei, eine Woche haben wir noch. Was gibt es heute zu sagen?
[Keine Antwort.]
T: Liebe Zwillinge, seid ihr nicht da?
[Es passiert weiter nichts. Ich versetze mich auf den Berg, auf dessen Spitze ich sonst immer das ringförmige Schloss sehe. Es ist fort. Unglauben und Verzweiflung machen sich in mir breit.]
T: Nein. Das kann nicht sein.
[In meinem Shuffle spielt »Far from Heaven« von Evanescence. Die Lyrics sind sehr hart in diesem Moment. Ich rufe mehrmals laut Anubis, und er erscheint neben mir.]
T: [schnieft] Bilde ich mir das gerade nur ein oder sind sie fort?
A: Nein, du bildest dir nichts ein.
T: Warum? Ohne ein Wort?
A: Ich finde 25 Seiten Manuskript sind ziemlich viele Worte, aber na ja ...
[Er nimmt mich an die Hand und macht mit der anderen eine schnelle Handbewegung, womit er uns quasi in unseren Raum teleportiert. Der Szenenwechsel sorgt dafür, dass mir entsetzlich übel wird, aber wir stehen in unserem Raum.]
T: Oh Gott, das fühlt sich grausam an.
A: Ich weiß. Atme.
[Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen, starre einen Moment in den Kamin und lasse die körperlich spürbare Übelkeit abklingen.] Werden sie nochmal wiederkommen?
[Das nächste Lied in meiner Playlist heißt »One with the Mountain« von Sonata Arctica. Fucking hell!!!!]
[Anubis schüttelt sanft den Kopf und reicht mir etwas zu Trinken. Es ist irgendein Tee, der gegen Übelkeit helfen soll, und das tut er auch.]
A: Weißt du, sie waren ja noch nie besonders emotional, und Abschiede sind einfach ... nicht ihr Ding.
T: Willst du mir sagen, ich habe sie einfach ... verpasst? Die letzten paar Möglichkeiten, mit den ersten Plejadern zu sprechen, die seit »Starcrash« hier waren und die Menschheit unterstützt haben? Im Ernst jetzt??!!??
A: Was willst du denn jetzt von mir hören? Du bist doch ein Mensch, du WEISST doch, wie flüchtig eure Erlebnisse sind.
[»Roadside« von Rise Against spielt. Es handelt vom Verlassenwerden. Ich muss immer heulen bei diesem Lied, und das weiß er genau. Ich glaube ich verliere den Verstand, wenn das noch ein paar Minuten so weitergeht. FUCK!!]
T: Und eines schönen Tages machst du es ihnen nach und bist auch einfach weg? Lässt mich einfach stehen und ziehst weiter?
A: Nein, das habe ich absolut nicht vor. Ich würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um den Kontakt mit dir zu halten. Und du weißt, ich kann Himmel und Hölle in Bewegung setzen.
[Ich erzeuge ein gerahmtes Foto von dem Berggipfel mit Schloss. Weil ich so wütend und enttäuscht bin, werfe ich es in den Kamin. Einige Becher und andere Dinge von unserem Tisch fliegen hinterher. Weil mir immer noch übel ist, gehe ich irgendwann in die Knie und fange an zu brechen. Was kommt, ist pechschwarz und fast teerartig. Es kommt mir aus Mund, Nase und Augen gleichzeitig. Anubis kommt herüber, reibt mir über den Rücken und lässt es geschehen. Als alles draußen ist, beruhigt sich mein Magen innerhalb von Sekunden vollständig. Das schwarze Zeug zieht in den Boden ein. Es ist hier wohl gar nicht so schlecht aufgehoben, denke ich mal. Ein Raum kurz über der Hölle? Könnte schlimmer sein.]
A: Das war die Wut darüber, nicht immer perfekt zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein zu können. Oder jeden Tag das perfekte Channeling abzuliefern. Deine Perfektion steht dir im Weg. Du weißt doch ganz genau, dass unsere Seite die Fäden in der Hand hält. Du benimmst dich manchmal so, als würdest du hier irgendetwas planen oder im größeren Rahmen mitgestalten. Ich darf dir versichern, das ist nicht so, und das ist Grund zur Freude. Du hast selbst mal gesagt, wenn ihr den Himmel tatsächlich hochhalten müsstet oder dafür sorgen müsstet, dass die Sonne aufgeht, wäre die Erde ... nun ja, gefickt. Du hast völlig Recht damit. Also nimm das kosmische Radioprogramm, das dir präsentiert wird, doch einfach als das hin. Als Broadcast.
[Nocturnal rites singen »When there’s nothing more, when I tried it all ..then it’s me ... it’s only... me.«]
T: Das war trotzdem nicht fair. Ich hatte gerade Vertrauen gefasst. Echtes Vertrauen in euch und meine Fähigkeiten. In die Routine, die wir über Monate aufgebaut haben. Mein Gott, wenn mir das schon so wehtut, wie muss es sich anfühlen, sich »von allen guten Geistern« verlassen zu fühlen? Da stirbt man ja vor Kummer.
A: Glücklicherweise werden wir das nicht herausfinden müssen. Du wirst das nie herausfinden müssen. Gerade deshalb solltest du immer Mitgefühl für deine Mitmenschen haben, denn die meisten haben diese Anbindung nicht. Sie fühlen sich absolut allein auf weiter Flur – auch wenn es im Lichte der Tatsachen betrachtet nicht stimmt. Komm, mach deinen Computer jetzt aus für heute und schließ die Augen. Es ist spät geworden, und es bleibt wahrlich nichts zu tun.
Egal wie oft ich seitdem versucht habe, eine Connection zu den Zwillingen zu bekommen (das ging oft innerhalb von Sekunden), es geschieht nichts. Allerdings hat Anubis mir einige Zeit später angeboten, dass wir beide die Zwillinge noch einmal aufsuchen, was eine Reise innerhalb der weißen Matrix in Richtung der Plejaden beinhalten würde. Und ich bin ganz ehrlich, ich habe abgelehnt. Vorerst. Vielleicht machen wir es noch, aber im Moment ist einfach zu viel zu verrücktes Zeug los in meinem
Leben. Also wird dieses Manuskript so enden müssen. Ich bin alles andere als zufrieden damit, aber es ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, und das wird in jedem Falle reichen müssen.
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