24.10.2020
T: Beim Abtippen unseres bisherigen Gesprächs ist mir aufgefallen, dass du mal von fünf bis sieben »Säulen des Wissens« gesprochen hast. Können wir darauf etwas näher eingehen bitte? Unser Monat ist nämlich bald schon wieder rum!
K: [sitzt in einem halbdunklen Raum und hat ein Katana in der Hand. Die Spitze ist auf die teuren Holzdielen aufgestellt und er dreht das Schwert hin und her, was natürlich dem Boden zusetzt.]
T: ... Meister?
K: Ich habe dich kämpfen gelehrt mit der Feder und der Zunge, und doch war es nicht genug, um dich damals zu retten. Ich frage mich, ob ich gerade den gleichen Fehler ein zweites Mal mache.
T: Du sagtest damals, es gibt Wissen, das einfach zu mächtig ist, um es der Welt (wieder) zu geben. Sind diese Pfeiler solche mächtige Werkzeuge? Versteh mich nicht falsch, aber das bisher mächtigste Instrument für mich ist eure namentliche Anrufung. »Jormungandr, schenk mir Balance. Harpyie, schenk mir Ruhe. Meister, schenk mir Wissen.«
K: Diese Anrufung ist auch sehr mächtig, aber sie ist auf dich zugeschnitten und damit wenig universell. Andere können diese Sätze nicht genau so verwenden und den gleichen Effekt erzielen. Sie müssen ihre eigenen Entsprechungen finden, um den gleichen Effekt zu ernten.
Die »sieben Säulen« jedoch sind universell anwendbar. Und somit sollte nicht mehr jeder dieses Tagebuch in die Hände bekommen – was jedoch unser hehres Ziel war. Siehst du mein Problem?
T: Ich könnte diesen Tag aus der Veröffentlichung aussparen. Es gibt ja auch andere Tage, die ich nicht mit herausgeben werde. Zutiefst persönliche Gastfragen, aber auch einige wenige, zu persönliche Nachrichten an mich für mein Leben.
K: Wissen muss nicht nur positiv sein. Ihr vergesst das zu oft. Wissen kann auch wie ein Felsbrocken auf deinem Brustkorb liegen, oder wie eine Kugel an deinem Bein hängen.
Die sieben Säulen sind wie LEGO Bausteine. Richtig zusammengesteckt erlauben sie eine Träger-Struktur, an deren Dach du die Zukunft ablesen könntest. Eure Zukunft. Wie dir zahllose Geschichten beweisen, ist das KEIN Vorteil.
T: Wie soll ich an einem Satz wie »Mit großer Kraft kommt große Verantwortung« in Kombination mit anderen in die Zukunft sehen?
K: Die sieben Säulen sind wie Rätsel. Wie Kartenaussagen. Zusammen ergeben sie ein Muster. Wie diese Worte, die in ihrer Gesamtheit etwas Neues bilden. [Fachterminus: Akrostichon]
Lisa
Olaf
Viktor
Elena
T: Also wirst du sie mir nicht geben.
K: Wie ich schon sagte: Ich habe dich schon einmal gegen die Welt gestählt. Aber die Welt war leider eben doch stärker.
T: Wussten andere Zivilisationen von den sieben Säulen des Wissens?
K: Oh ja. Ebenso wie das Wissen um kristalline Energie und ihre Anwendungsfelder war dies mal Allgemeinwissen. Das war bis zu einem Punkt kein Problem, weil die Sätze auf jemanden, der nichts Böses vorhat, beinahe uninteressant wirken. Aber wehe, es macht sich der Falsche auf, die Tiefen dieser Sätze zu ergründen. Er wäre mächtig wie Nostradamus (wenn der etwas mit seinem Wissen angefangen hätte im größeren Rahmen). Wenn du sieben Fakten vorliegen hast, dann kannst du daraus eine Welt an Konklusionen herleiten. Es ist wie dieses Spiel, bei dem du nur seltsame Hinweise hast wie »Paul mag kein blau« oder »Das rote Auto gehörte niemals Dieter.« [Das Spiel wird »Einstein-Rätsel« oder »Zebrarätsel« genannt.]
Anhand kleiner logischer Schritte gelangst du zu einem (Geschichten-)Universum, das in sich völlig schlüssig ist – und dessen Tragweite von euch (momentan) nicht zu stemmen ist. Es ist wie der Gottesbeweis – theoretisch jederzeit mit Leichtigkeit möglich ... aber nicht »zielführend«, um mal eines eurer hässlichsten Worte zuschanden zu reiten.
T: Ich glaube nicht, dass ich viel von heute verstanden habe. Aber erfasst, und damit kann ich leben. Ich weiß ja, wie es sich anfühlt, wenn man verzweifelt etwas »ent-sehen« (unsee sth.) möchte ...
K: Ganz genau. Geh an diesem Abgrund vorbei und schau nicht zurück.
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