Den Seelenplan finden

28. Februar 2023

T: Thot?

[Er versetzt uns vor seinen üblichen, pyramidenförmigen Tempel unter die ägyptische Sonne.]

Thot (TO): Ja, ich bin hier.

T: Sehr gut, ich grüße dich. Heute ist unser letzter offizieller Tag, daher will ich eines gleich zu Beginn loswerden: Ich erweitere unseren Vertrag. Ich erlaube dir explizit, bis zum 05. März in meiner nächsten Nähe zu bleiben und mich darüber hinaus anzusprechen, wenn es thematisch wichtigen Bedarf gibt. Ich wurde dir durch verschiedene Vorkommnisse diesen Monat nicht gerecht und möchte dir mehr Raum geben. Nimmst du mein Angebot an?

TO: Selbstverständlich. Lass uns versuchen, diese zusätzliche Zeit gemeinsam mit Anubis zu verbringen. Wir haben auch in Kombination vieles zu besprechen. In jedem Falle danke ich dir.

T: Ich möchte bitte heute über die Verträge sprechen, denen ich noch immer unterliege. Du hast vor vielen Tagen davon gesprochen, und ich bin nie dazu gekommen, das Thema wieder aufzugreifen. Ich vermute, dass du darauf anspielst, dass ich andere Pakte geschlossen habe wie mit Suxess [dem Raben], und wegen der neuen Inkarnation nichts mehr davon weiß.

All das möchte ich aufrollen und entwirren. Und dann will ich dir auch freie Sessions ermöglichen bis zu unserem neuen Schlussdatum. Also bitte, erzähl mir von meinen Seelenverträgen, die ich vergessen habe.

TO: Fangen wir vielleicht zuerst mit den vielen Verträgen an, an die du dich in der letzten Zeit erinnert hast. Dir ist nun klar, dass du eine Priesterseele bist. Deine gesamte Existenz hindurch hast du einen besonderen Hang, anderen zu helfen, sich selbst Steine aus dem Weg zu räumen. Spirituelle und auch handfestere, materiellere. Das war ein großer Schritt, der dir wie so oft recht spät in seinem ganzen Ausmaß klar wurde. ALLEINE auf diese Erkenntnis könntest du schon recht stolz sein, wenn du kein schreibendes Medium wärst. Weiterhin hast du Anubis wiedergefunden und verstanden, dass du seine Priesterin bist. Sein Splitterstück. Child of Anubis. Und noch einmal: Auch das war ein bemerkenswerter Erfolg.

T: Ich habe nicht das Gefühl, so viel daran getan zu haben. Ihr erzählt es mir schlussendlich.

TO: Du könntest in jeder Sekunde anfangen, unsere Erzählungen zu blocken. Aus Angst etc. Daher ist das Lob in jedem Falle berechtigt. Die nächste Stufe der Erkenntnis ist die, dass du eine Scribe [Schreiberin] bist. Du siehst schon, es ist nicht unbedingt alles in Reihenfolge so geschehen, aber das sind Details. Aus diesen drei Grunderkenntnissen ergeben sich eine ganze Reihe weitere, kleinere Konstellationen. Deine Seelenfamilie zum Beispiel - bis zum Bersten angefüllt mit Suchenden.

T: Meine Güte. Das ist mein Problem mit meinem Ehemann! Er sucht nicht!!!!

TO: Das ist korrekt. Er sucht nicht. Weil er bereits gefunden hat.

T: So viele Außenstehende sagen mir genau das immer wieder. Viktor ist wie ein Felsen, aber ich verstehe einfach nicht, aus was ganz genau das Fundament in der Brandung für ihn besteht.

TO: Das muss er nicht mal zwangsweise selbst (bewusst) wissen. Er weiß nur ebenso genau, dass die alten Götter nichts für ihn sind, wie du weißt, dass du keine Christin bist.

T: Don't ask, don't tell, hm? [Diesen Spruch "Ich frage nicht, und du sagst es nicht" sagte man lange im US-Militär. Er beschrieb den Umstand, dass die Vorgesetzten nicht nach der sexuellen Orientierung der Rekruten fragen durften, und sie auch besser die Klappe darüber hielten. Es war deren hilflose Vorgehensweise mit LBGTQ-RekrutInnen.]

TO: So in etwa. Ihr wisst genau, dass ihr perfekt zusammen funktioniert, wenn ihr diese beiden Basispunkte NICHT versucht, zu vereinheitlichen. Und damit ist wahrlich alles gesagt. Er wird niemals von dem abrücken, was ihn im Kern ausmacht (kann er nicht auf Dauer), und du wirst niemals von dem abrücken, was dich im Kern ausmacht.

T: Oh Mann. Du hast gerade in groben vier Sätzen meine komplette Ehe erklärt. Respekt!! Und das Thema Bekanntheit und Reichweite? Irgendwann muss unser Material mal so richtig raus in die Welt.

[Timer abgelaufen.]

TO: Auch hier gibt es Verträge. Und meinst du nicht, die sind ebenso stimmig und gut für dich, wie die bisher aufgezählten? Glaubst du, wir halten absichtlich etwas von dir fern, das unsere Arbeit noch viel wesentlicher betrifft als deine? WARUM sollten wir etwas zurückhalten, das unsere Existenz einfacher machen wird, weil die Spielregeln dann wieder etwas bekannter sind?

[Pink's »90 Days« spielt, und natürlich heule ich los. Die letzten Tage waren so hart. Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn Anubis mich verlassen würde, und wie so oft komme ich zum gleichen Schluss. Ich würde mich wohl vor Kummer umbringen. Weil er natürlich merkt, dass ich trauere, spüre ich ihn herankommen. Er nimmt mich fest in den Arm, während Thot geduldig danebensteht und wartet.]

TO: Falls du noch irgendeinen Beweis brauchtest, wie stark die Seele an ihren Verträgen hängt, dann hast du ihn genau hier.

Es gibt keinen nagenderen, entsetzlicheren Schmerz; kein größeres Loch in der Brust als einen unerfüllten Seelenplan.

Aber du bist bereits zu großen Teilen angekommen. Feiere das! Feiere das, statt dich auf die letzten paar fehlenden Meter des Weges zu fixieren. Es gibt so viele äußere Umstände, von denen du nichts weißt, die aber eintreffen müssen, bevor deine Schriften auf großer Skala ins Menschengedächtnis übertragen werden können. Hab doch ein bisschen Vertrauen in uns.

T: Tut mir leid. Ich übe mich daran. Nur verlasst mich nicht.

Anubis: Niemals, niemals, niemals, meine Liebe.

T: Was muss ich noch über die Verträge wissen? Von welchen weiß ich noch gar nichts? Was könnt und dürft ihr mir noch erzählen?

[Ich bin abgelenkt von der Musik, und wir haben auch schon wieder wesentlich überzogen.]

TO: Lass uns das, was übrig ist, morgen angehen. Es ist okay. Wir sollten hier nicht hetzen, und jetzt haben wir ja einen neuen Zeitrahmen.

T: Ja, da bin ich froh. Bis morgen. Tausend Dank euch beiden.