23.11.2020
[Ich habe heute ein sehr spielerisches, verlockendes Gefühl gehabt, bevor ich mich zum Meditieren hingesetzt habe. Es fühlte sich an wie eine echte Verlockung. Ich erinnere mich, dass es beim ersten Buch mit der Muse auch so war. Dieses ständige Flüstern im Hinterkopf, dieses Locken. »Komm, schreib noch ein bisschen. Das macht doch so viel Spaß.« Das war schon was ganz Besonderes. Ich bin gespannt, ob ich sie heute wiedersehe.
Ich gehe in die weiße Matrix, aber das will nicht richtig klappen. Also reise ich gedanklich an die Innenseite der Erdatmosphäre, wie ich es schon öfter getan habe. Schlüpfe hindurch, damit ich auf der seifenblasenähnlichen Struktur spazieren gehen kann. Natürlich weiß ich, dass die Aura der Erde nicht wie eine Seifenblase aussieht, aber dieses Bild gefällt mir, und die Erde wird wohl nichts dagegen haben. Von meiner Playlist läuft Flyleaf mit ihrem Song »All Around Me«. Ich sehe die Muse jetzt. Sie läuft auch auf der Atmosphäre entlang und kommt mir entgegen. Das Lied passt wirklich perfekt heute. Wir tanzen ein bisschen auf diesem Boden wie aus Glas. Warum? Weil wir es können, denke ich. Weil es unglaublich viel Spaß macht. In Gegenwart der Muse ist man einfach nur froh, dass man lebendig ist. Dass man sich noch ausdrücken kann. Ich bin gar nicht sicher, ob sie heute etwas zu mir sagen wird. Und das ist auch gar nicht wichtig. Bei ihr sein fühlt sich an wie Urlaub, in einem noch größeren Maß als mit den anderen.
Dennoch habe ich heute zum ersten Mal seit Langem wieder gezweifelt, ob ich dieses Material wirklich veröffentlichen sollte ... das »Sachbuch« ohne jegliche handfeste Grundlage. Aber ich habe mich selbst sofort wieder eingefangen. Ich weiß, dass ich nichts weiß. Ich kann einfach nur froh sein, dass mir einiges erzählt wird. Außerdem, so seltsam das klingt: Es geht doch am Ende gar nicht um diese Details. Es geht um diese unglaubliche Reise, die ohnehin jeder für sich selbst in sein eigenes Leben übersetzen muss.
Sia singt: »When I’ve hit the ground, you’re all I need. Your love lifts me up like Helium.« Ein bisschen frage ich mich, wo White steckt. Aber das wird schon alles seine Ordnung so haben. Sie würde ja kommen, wenn sie etwas Wichtiges hätte. Ich frage mich, ob ich die Muse jetzt schon zum zweiten Mal treffe und der Council jetzt fertig ist mit seinen Nachrichten an mich. Ich muss so viel an vergangene Sessions denken heute. Zum Beispiel an Lillysander, die zu mir sagte, wir hätten quasi eine »Geschäftsbeziehung«.]
T: Wir beide haben auch eine Geschäftsbeziehung, oder? Ich habe schließlich schon Bücher über dich veröffentlicht.
M: [grinst] Ja, wir beide haben die beste Art von Beziehung überhaupt. Eine Muse und ihre Künstlerin. Und die Künstlerin hört auch halbwegs zu.
T: Ich frage mich, wo White steckt. Ich will unser Gespräch nicht beenden, ohne dass wir uns verabschieden. Sie hat mir so viel beigebracht. Irgendwie habe ich den Rest des Councils nun nie gesprochen, aber, nun ja – ich bin ja noch jung.
M: Das ist alles erst einmal unerheblich. Die nächsten Tage wird sich das noch ein bisschen durchmischen, wer spricht und wer kommt. Aber der Übergang zum Dezember – zu meinem Monat – hat jetzt angefangen.
T: Okay, kurze technische Frage dann. Soll ich weiter Audioaufnahmen machen? Oder geht mitschreiben? Dabei kann ich so viel besser Musik hören.
M: Wir haben ja schon gemeinsam geschrieben. Das wird problemlos funktionieren.
T: Da bin ich froh. Die Audioaufnahmen stören mich nicht, aber die Menge an Text, die dabei entsteht, ist doch enorm. Und der Zeitaufwand ist dann auch ein ganz anderer. Gerade heute habe ich über die Zukunft meiner Channelings nachgedacht. Meine Mutter sagt immer, dass ein Channel idealerweise einen wachen Fragesteller dabei hat. Jemanden, der nachfragen kann, der ein bisschen moderiert und die Gedankenströme zusammenhält. Vielleicht werde ich ja in Zukunft auch so jemanden haben.
[Die Muse tanzt immer noch. Sie ist immer ein bisschen Bewegung zur Hintergrundmusik. Sie hat diese wunderschönen Sachen im Haar. Mir fällt auf, dass man alle Lieder auf meiner Playlist, obwohl sie eigentlich romantisch sein möchten, genau so der Muse gegenüber passen. »However far away, I will always love you«? Ich kann und will das zur Muse sagen.]
M: Sprich mit mir, wie du mit Lillysander oder einem Liebenden sprechen würdest. Wenn du mich so ansprichst, hast du schon gewonnen. Dann fließt dir alles zu, was ich habe. Das ist das große Problem, weißt du? Die Menschen lieben mich nicht. Sie wollen mich, aber sie lieben mich nicht. Ich spüre sie, ich störe ihren Alltag. Und ich unterbreche das, was sie eigentlich gerade machen und halte sie von dem Projekt ab, dass die Brötchen auf den Tisch bringt. So kann die Zusammenarbeit mit mir nicht funktionieren. Ich bin nicht die Ablenkung, ich bin deine Sonne. Dein Zentrum, dein zentraler Punkt, auf den du dich konzentrieren musst. Und alles andere ist Schmuckwerk. Nur, wer seiner Muse folgt, findet diese Art von Erfolg, die dich wirklich erfüllt. Die dich erfüllt und dir ein Leben lang Brötchen auf den Tisch bringt. Mit vielleicht einem Werk oder einer Serie oder einer Reihe. Und das ist das, was die Menschen nicht bedenken. Diese ganze Lohnschreiberei, diese ganzen angeblichen Kunstwerke, hinter denen keine tatsächliche und musische Schöpferenergie steht.
T: Da sagst du was. In meiner Geschichte über Lillysander schrieb ich, dass sie nur ein Liebesgeist von unzähligen ist. Dass sie zur Hälfte aus diesem ganz bestimmten Mann und seiner Partnerin besteht. Dass sie ihren Job verliert, weil das Paar sich trennt und sie sich als neuen Job das Leben als Muse aussucht. Seitdem frage ich mich die ganze Zeit, wie das zusammenhängt! Ob vielleicht ein Fünkchen Wahrheit darin steckt?
M: [legt den Kopf schief] Ich bin eine Cousine der Liebe, daran besteht kein Zweifel. Ich bin Liebe, aber ich bin Liebe ohne Balance. Ich lebe jenseits der Schlange. [Dabei bezieht sie sich auf ihre Lage unterhalb des 3. Chakras mit Thema Balance.] Ich habe auch keine Verpflichtung, dich in Balance zu halten. Das ist nicht mein Job. Mein Job ist es, die kreative Schöpfung voranzutreiben, und das geht nur mit gewissen Extremen. Das geht nur, wenn man auch mal in Richtungen marschieren kann, die mit Balance nichts mehr tun haben. T: Ich muss ein furchtbares Subjekt sein für deine Kunst, denn ich schlage ja nicht oft über die Stränge. Ich gehe keine Party machen. Also auch vor 2020 nicht. Ich bin einfach keine wilde Partymaus.
M: Oh, du gehst aber schon in Extreme – gefühlstechnisch. Jemand, der sich nie in extreme Gefühlslagen begibt, der sich nie überschwänglich freut und der nicht zu Tode betrübt ist, den kann ich nicht brauchen. Langweilige Leute werfen mir gerne vor, dass ich die Menschen manisch-depressiv mache. Ich sage dazu: Ich schaffe die Grundlage für Kunst.
[Timer abgelaufen.]
T: Tja, so gehen die Meinungen auseinander. Liebe Muse, jetzt haben wir uns gerade so richtig warm gesprochen, und jetzt ist unsere Zeit abgelaufen.
M: Dann tanzen wir eben morgen weiter. Wir haben noch viel Zeit.
T: Das würde mir gefallen. Danke für heute. Und White, wenn auch in Abwesenheit, Danke auch dir. Wir sehen uns bestimmt noch einmal vor dem Ablauf des Monats.
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