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Die Wirren unserer Zeit



07. April 2022

 

T: Ich hatte schon den ganzen Tag das extreme Bedürfnis, mit euch zu sprechen. Viel stärker als sonst. Einerseits vernachlässige ich deinen Bruder [Anjubis] schrecklich, und dann muss ich mich oft daran erinnern, dass ich eben doch auch nur ein Mensch bin. Dass ich eben nur so viel schaffe, wie ich schaffe.

i: Weißt du, was heute für ein Tag ist?

[Evanescence singt: »Underneath golden skies, you will always be there. Where do we go now?«.]


T: Nein, was macht heute besonders? Ich kann nicht aufhören, an diese eine Nachricht von der Sonne zu denken, die durch die Nachrichten ging. Dass sich auf ihr ein tiefer Krater geformt hat vor Kurzem. Ich kann die Meldung aber nicht wiederfinden. Es zieht ohnehin mittlerweile so viel an uns vorbei. In Lichtgeschwindigkeit quasi. Auch die guten Sachen. Die technischen Entdeckungen von Fusionsreaktoren, medizinischen Durchbrüchen etc. Es wird alles zu einer großen Suppe.

i: Wie du weißt, sagte dir mein Bruder gestern ein paar Takte dazu, bevor du eingeschlafen bist.

T: Ja, da war etwas. Und wie üblich bin ich viel zu schnell abgedriftet.

i: Unwichtig. Obwohl ihr wirklich fantastische Dinge auf die Beine stellt in den Stunden, die niemandem sonst gehören können. Er sagte, die Zeitqualität der letzten Tage hat eine deutliche Grundschwingung der Verwirrung.

T: Können wir ihn dazuholen?


[Obwohl ich bis jetzt ohne Bild gechannelt habe, sehe ich Anubis, wie er sich selbst und einen Stuhl unter sich erscheinen lässt. Isis und ich stehen noch. Zwischen uns dreien erscheint ein Outdoor-Teppich, wir sind also draußen, und sein Stuhl ist auch zusammenklappbar für Camping und Co.]

A: Na du? Hast du mich schon vermisst?

T: Heiße Sitzgelegenheit. Ist da noch Platz?

[Der Stuhl kann Schaukeln, als hätten ein Gartenstuhl und eine Hängematte ein Baby bekommen. Genau solche habe ich mit heute im Netz angesehen. Das Teil wird einfach breiter und sich setze mich dazu. Jetzt ist es fast wie eine Hollywoodschaukel, total bequem.]

T: So gemein, dass ihr auf mein Memory zugreifen könnt.

A: Warum? Wenn du wanderst, bin ich bei dir. Wenn du an einer Felskante entlangläufst, bin ich die unsichtbare Schutzmauer über der Tiefe. Deine Freiheit ist meine Freiheit.

[Etwas an dem letzten Satz trifft mich wie ein Truck. Ich kenne das Thema doch schon, aber heute trifft es mich mit voller Wucht, wie Seitenwind.]

T: [legt den Kopf zurück und schaut Anubis an] Verwirrung?

A: Die Verwirrung steigt, weil der Griff der Zeit zunehmend an Bedeutung verliert.

i: [tippt auf eine imaginäre Armbanduhr. Unsere halbe Stunde ist rum.] Au weia, mein Bester.


[Wie bestellt ruft meine beste Freundin an. Wir sind verabredet.]


A: Macht nichts, so haben wir eben den Boden bereitet für morgen. Oder für später.

T: Ist das gemein!! Jetzt bin ich natürlich voll angefixt!

A: Hehe. So soll es sein. Dann nur dies noch: Ihr merkt selbst, wie sich eure Gespräche über Zeit verändern. Die zwei Pandemie-Jahre sind trotz allem nun schneller an euch vorbeigezogen, als ihr gucken konntet, und dein Mann sagte heute, dass drei Wochen ja quasi nur noch ein Pups seien.

T: [lacht] Na, ganz so sagte er es nicht, aber ja. Ich selbst denke in den letzten Monaten zunehmend, dass zwei Wochen vorbeigehen wie ein Tag früher. Es ist extrem. Da möchte ich morgen wirklich gerne wieder anknüpfen!

A: So soll es sein.

i: So soll es sein.

T: Ich danke euch, ihr seid fantastisch.

i: [zwinkert] Nein, wir sind echt. Das ist noch wesentlich besser.

 


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