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Neue Herausforderungen erfordern Konzentration





14. Januar


T: Guten Abend. Noch einmal vielen Dank für gestern.

Z: Gern. Schönes Gerät. Gefällt uns.


[Ich habe ein altes Geschenk von Viktor wieder ausgegraben. Es projiziert einen Ozean inklusive

Wellen an die Zimmerdecke. Sehr beruhigend und meditativ. Ich habe das Teil neben meinem

Rechner stehen in diesem Moment.]


T: Bitte macht an dem Punkt weiter, an dem ihr ansetzen möchtet. Ich höre zu.

Z: Wir erzählten von alten und neuen Seelen. Alten und neuen Wegen. Für uns kommt nun

langsam aber sicher, nach zehntausenden Jahren, die Zeit des Abschieds von der Erde. Andere werden übernehmen und haben schon übernommen. Wir sind müde geworden. Alt. Unsere Art, Wissen zu übermitteln, ist nicht mehr gefragt. Wir sind hierüber mehr erleichtert als traurig. Es war ein langer Dienst.

T: Was wird passieren, wenn ihr weg seid? Woran werden wir es erkennen?

Z: Es wird kaum erkennbar sein. Wenige werden es spüren. So viel anderes ist im Weg und hält eure Aufmerksamkeit gefangen. Das Wichtigste wird sein, zu erkennen, wie viel nun möglich ist –in jedem Bereich, der aus der Balance gefallen war. Die Rezepte sind vorhanden, die alten Bücher und Texte werden wiederentdeckt (von Menschen wie dir). Du bist nicht die einzige, die eine Bibliothek* voller Wissen erhalten hat in den letzten Tagen und Monaten. Andere erhielten ähnliche Geschenke. So wie deine Partner sagten, dass sie »Schlüssel« auf die Erde werfen in großer Zahl, und schauen, wer sie auffängt und annimmt, so lassen auch wir Wissen auf euch herabregnen. Ideen. Neue Konzepte. Was selbst kurz vor dem Shift noch als Spinnerei und Utopie abgetan wurde, kann nun mit neuem Schub umgesetzt werden. Auch Magie wird in großem Umfang wiederentdeckt werden. Die Kinder, die jetzt geboren werden, werden in ihrer Adoleszenz voll und ganz darauf vorbereitet sein, ihr Priesteramt auszufüllen – mit viel weniger Zweifeln als deine Generation. Das alte geht, das neue kommt – Religionen, Politik, gesellschaftlicher Konsens. Ja, das war zu einem gewissen Grade immer so, aber es verstärkt sich hundertfach derzeit.

»Every few hundred Millennia, evolution leaps forward.«

T: Ich kenne diesen Satz ganz genau. Er ist aus einem meiner absoluten Lieblingsfilme ... X-Men. Ich klebte damals am Bildschirm und konnte nicht fassen, dass endlich jemand genau zu mir zu sprechen schien – in den Talenten dieser besonderen Charaktere, in ihren Sorgen, in ihren Aufgaben.

Z: Was eine Gesellschaft erreichen soll, kann sie künstlerisch beginnen, darzustellen. Was sie künstlerisch darstellen kann, kann sie in Konzepte übersetzen. Und was sie in Konzepte übersetzt hat, das kann implementiert werden. Simple Wissenschaft, aber das Wunder dahinter ist den meisten nicht bewusst.

T: Was für ein wunderbarer Satz.

Z: Alt, aber immer noch wertvoll.

[Timer abgelaufen.]

T: Danke. Es tut mir so leid, dass ich so schlecht bei der Sache bin.

Z: Große neue Herausforderungen ziehen Konzentration auf sich. Neue Balance finden wird wichtig sein. Die Bibliothek ist eine Lebensaufgabe und sollte nicht mit Hast angegangen werden.


*Dieser Passus bezieht sich auf die Tatsache, dass der »Herr der Gegenwelt« Anubis mich auch nach

unserem zweimonatigen Interview weiter anleitet. Unter anderem in Dingen, die ich nur als Magie

bezeichnen kann. Vor wenigen Tagen hat er den Raum in der weißen Matrix, in dem wir uns zu treffen pflegen, um eine Bibliothek ergänzt. Es ist außerdem eine Frau dazugekommen, die zu Lebzeiten

genau das war, was ich werden soll. Ihr Name ist Amri, und sie lebte im alten Ägypten.


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